Thread: Spendet bitte die 300 Euro
Kurz nach der Vorstellung des Konjunkturpaketes der Bundesregierung, das einen Kinderbonus von 300 Euro vorsieht, brach eine rege Diskussion los. Der Knackpunkt dabei: weil die 300 Euro einkommensunabhängig mit dem Kindergeld ausgezahlt werden, sahen sich einige Twitteruser dazu berufen, die Prämie schlecht zu reden und Spendenaufrufe zu starten. Erik Flügge hat daraufhin den folgenden Thread geschrieben, der ebenfalls heiß diskutiert wurde. Wie seht ihr das?
Twitter heute so oft: „Spendet bitte den 300€ Kinderbonus. Wir brauchen das doch nicht“
Realitätscheck:
Jedes fünfte Kind in Deutschland ist direkt von Armut bedroht. Die Eltern sind wohl eher nicht auf twitter.Thread: 1/7
— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 4, 2020
Eltern nehmen Essen mit ins Freibad, weil die Frittenbude dort zu teuer ist. „Das können wir uns sparen“. Die sind wohl eher nicht auf twitter. 2/7
— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 4, 2020
Das Drama an der Supermarktkasse ist für sehr viele Eltern nicht nur ein Erziehungsproblem, sondern auch ein Geldproblem. Die sind wohl eher nicht auf twitter. 3/7
— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 4, 2020
Nicht jedes Kind bekommt einfach ein Eis. Die häufigste Antwort heißt „heute mal nicht. Wir haben Eis Zuhause“. Nicht aus Zucker-Gründen, sondern, weil Eis teuer ist. Die sind wohl eher nicht auf twitter. 4/7
— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 4, 2020
Die meisten Familien gehen nicht regelmäßig in Restaurants. Die sind wohl eher nicht auf twitter. 5/7
— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 4, 2020
Natürlich ist es kein Problem, wenn diejenigen hier auf twitter, die es sich leisten können, den Familienbonus spenden.
Aber: Hier auf twitter wird öffentliche Meinung gemacht. Das ist genau der Grund, warum wir hier alle sind.
Hier ist ein Ort des digitalen Lobbyismus. 6/7— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 4, 2020
Die ganzen Tweets „Spendet bitte die 300 Euro, wir brauchen das Geld doch nicht“ erzählen eine elitäre Geschichte hier tausendfach.
Es ist die Geschichte, dass alles gut sei. Ist es aber für die allermeisten Menschen nicht.Fragt euch bitte, wofür ihr da trommelt. 7/7
— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 4, 2020
Das sagen andere User:
Auch die armen #CoronaEltern haben dauerhaft nichts von 300 EUR. Natürlich wird das Geld gebraucht. Aber eine einmalige Geldspritze reicht nicht. Es braucht dauerhafte, nachhaltige Konzepte für Bildung, Betreuung und Entlastung. Dazu zählt auch eine (Auf)Wertung von #CareArbeit.
— Rona (@maurakami) June 4, 2020
Alleinerziehend mit 2 Kindern, abgeschlossene Berufsausbildung & trotzdem Studium. Plasmaspenden als letzte Möglichkeit.
Ich habe es geschafft.Die Ängste, wie ich den Radiergummi bezahlen soll, vergesse ich nie. Es ist ein zutiefst ungerechtes, menschenverachtendes System.
— Lilly Müller (@lillymu76) June 4, 2020
Danke! Ich bin dankbar für die 300€ und brauche sie auch. Noch glaube ich nicht dass es wirklich kommt, aber wenn, dann spende ich es genau an eine Stelle: mein Kind!
— mitoticcatastro (@mitoticcatastro) June 4, 2020
Wer viel Geld hat sollte auch großzügig mit Spenden sein! Ich weise aber auf folgenden Teil der Vereinbarung hin: Das SPD-Konzept sieht allerdings vor, dass Familien mit höheren Einkommen den Bonus zunächst erhalten, dieser aber mit den Freibeträgen bei der Steuer verrechnet wird
— Jens Zimmermann (@JensZSPD) June 4, 2020