Thread: Muttis auf Instagram
Ach ja, Instagram ist ein Wunderland voller perfekter Körper, luxuriöser Reisen und unglaublich leckerem Essen. Mütter sind dort allesamt Superheldinnen, die jeden Tag top gestylt und sexy aussehen, während sie ihre Kinder erziehen, kochen und den Haushalt wuppen. Sie posten Fotos von selbstgebackenen Kuchen, komplexen Bastelprojekten und immer ordentlich gekleideten Kindern, die niemals Flecken auf den Hosen oder T-Shirts haben.
Aber wie bei fast allen Superheldinnen gibt es natürlich auch hier ein geheimes Doppelleben. Denn in der Realität sieht es oft ganz anders aus: Der Kuchen ist angebrannt, die Bastelei endet im klebrigen Chaos oder die Kids sind ungekämmt und im Gesicht mit Schokolade verziert. Unordentliche Wohnzimmer, Sand im Flur und verschimmelte Brotdosen. Ja, wir alle wissen, wie das aussieht, aber das will ja keiner auf Instagram posten. Warum eigentlich nicht? Natürlich ist es beeindruckend zu sehen, dass das Familienleben für einige wie im Film abzulaufen scheint. Anderseits sorgt es bei den Eltern, bei denen das nicht so ist, für Minderwertigkeitskomplexe.
Und genau darum soll es im nun folgenden Thread der Twitteruserin und Mutter @FrauBadbits gehen. Aber lest selbst.
Ich war ein bisschen auf Instagram unterwegs und hab mir Mutticontent und dazu eine gehörige Portion Minderwertigkeitskomplexe gegönnt.
Ein Thread.
— yvonne. (@FrauBadbits) January 12, 2023
Hach. Muttis auf Instagram. Das sind die Muttis, die wir ins WhatsApp-Gruppen hassen, mit denen wir ein oberflächliches Pläuschen halten (natürlich nur über die lieben Kleinen und das Wetter), die wir insgeheim ein wenig beneiden und in unserer Wohlfühlbubble verachten.
— yvonne. (@FrauBadbits) January 12, 2023
Das sind die, die noch im Kreißsaal direkt nach der Geburt top gestylt ein Selfie machen und sich dann ganz unironisch dafür entschuldigen, dass ihre Haare ein bisschen knotig sind und hach dieses Krankenhaushemd steht ihnen gar nicht, aber sie sind do glücklich.
— yvonne. (@FrauBadbits) January 12, 2023
NEVER BEEN SO HAPPY BEFORE😍♥️♥️♥️♥️
Ich hingegen lag da noch kreidebleich, wegen des Blutverlustes, natürlich ungeschminkt und mit Haaren, die vom Schweiß noch die nächsten drei Tage so aussahen, wie sie aussahen, weil ich so lange nicht duschen konnte und ließ mir— yvonne. (@FrauBadbits) January 12, 2023
ganz entspannt zwei Stunden die Vagina wieder zusammen nähen. Ja, die Vagina. Ich verwechsle keine Wörter. Und so zieht sich der Kontrast irgendwie durch. Während die Instamuttis anscheinend keine Koliken kennen, keine Stillprobleme haben, ihr Körper nach 6 Sekunden wieder
— yvonne. (@FrauBadbits) January 12, 2023
aussieht wie zuvor, das Baby immer glücklich in die Kamera lächelt, die Muttis nie vollgekackt, -pisst oder -kotzt werden, alle ihre Bestiiiiiis natürlich zeitgleich auch so wunderbare Babys bekommen, die keine Zähne bekommen, weil sie einfach plötzlich da sind, ohne
— yvonne. (@FrauBadbits) January 12, 2023
durchgemachte Nächte und die Kinder sind auch nie krank und … warte, wie fing das ganze noch an? Anscheinend.
Und da möchte ich kotzen.Nicht, weil ich ihnen diese perfekte Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Baby, Kleinkindzeit, was auch immer nicht gönne, sondern weil
— yvonne. (@FrauBadbits) January 12, 2023
ich ihnen schlussendlich einfach nicht glaube.
Ich glaube ihnen nicht. Jedes Kind hat mal Bauchweh oder Zahnweh oder eine Schnottnase, schläft mal ein bisschen schlechter, muss spucken, ist im Wachstumsschub, nimmt Schubladen auseinander, malt irgendwas an, fällt hin, hat mal
— yvonne. (@FrauBadbits) January 12, 2023
keine Kleidung an, die perfekt matcht, grinst nicht den ganzen verfickten Tag so fröhlich und nicht jede Mutter ist immer happy und ausgeglichen und selbstbewusst und weiß natürlich schon beim ersten Kind, wie der Hase läuft, kennt keine (Selbst-)zweifel.
Es geht uns allen so.
— yvonne. (@FrauBadbits) January 12, 2023
Den einen mehr, den anderen weniger und ich freue mich für jede, bei der es weniger ist, aber erzählt uns nicht, es wäre nie so und immer perfekt bei euch. Das möchten wir nicht sehen. Wir, die in unserem Chaos sitzen, mit fettigen Haaren, vollgekleckerten Klamotten und den
— yvonne. (@FrauBadbits) January 12, 2023
Fragen, ob wir wirklich gut genug sind. Erzählt uns nicht, dass es euch nie so geht. Dann hören wir auch auf, euch zu wünschen, dass eure Ärmel beim Händewaschen nass werden. Deal?
— yvonne. (@FrauBadbits) January 12, 2023
Das sagen andere User:
Jetzt seid ihr an der Reihe! Hättet ihr lieber ein bisschen heile Welt in eurem Instagram-Feed oder bevorzugt ihr lieber das echte Leben? Hinterlasst uns doch einen Kommentar, wie ihr das seht. Was die Leserinnen und Leser dazu zu sagen haben, das erfahrt ihr jetzt.
Ich hatte erst ein Schreibaby und dann ein Spuckkind .
Ich sah 3 verf*** Jahre aus wie ne vollgekotzte Mama Flodder auf Drogenentzug mit Augenringen bis zum Bauchnabel.
Ich weiß bis heute nicht wie ich so lange ohne Schlaf überleben konnte ohne jemanden zu töten.— Krawalletta (@Krawalletta) January 12, 2023
Ich hab ja die Vermutung, dass die das als Kompensation brauchen, um in ihrem Leben nicht durchzudrehen. Damit es zumindest nach außen so aussieht als wäre es das, was sie sich vorher beim Kinder erziehen vorgestellt haben. Alles rosa rot und problemlos schön. Hätten sie gern.
— Julian Janssen (@JulianJanssen04) January 13, 2023
Mir tut das sehr leid, dass junge Eltern unter einem solchen,meist selbst auferlegen,Druck stehen. Ich guck die an, wie ich halt früher in einer Zeitschrift geblättert hab. Deren Leben hat mit meinem nichts zutun. Aber ich fühle mich unterhalten. Warum muss man sich immer messen?
— Maendoline (@maendoline) January 12, 2023
Absolut. Ich hatte alles in grässlich, Schwangerschaft, Wochenbett, 1.Jahr, sah immer beschissen u fertig aus u Baby war oft unausstehlich. Kaffee trinken, ausgehen, Wohnung dekorieren und nebenbei noch Sport und selbst Brei kochen? Never. Auf meinem Kreißsaalfoto 0 Lächeln.
— Stargazer (@JuniMiaMond) January 12, 2023
Total. Ich hatte schöne Schwangerschaften, ok Geburten und liebe Babys. Und bei uns sah es durchgehend aus, als wäre ne Bombe eingeschlagen. Ich habe zeitweise max. 2x pro Woche geduscht und Wäsche zusammen legen war mein Workout. Das Leben mit Kids ist messy!
— Anne Haeusler (@a_haeusler) January 13, 2023
Ich hasse diesen Insta-Schein. Aber sobald mal ehrliche Bilder zu sehen sind (dreckiger Ofen, unaufgeräumte Wohnung, vollgestopfter Kühlschrank) gibt’s Leute die am liebsten das Jugendamt informieren würden. Been there, got this 🙄🙄🙄
— Henriette Egler (@LanisLeckerEcke) January 12, 2023
Was mich daran am Meisten stört ist, dass auch die Wohnungen immer so aussehen, als wären sie frisch aus der „schöner Wohnen“ entsprungen.
Bei uns sah es die ersten Jahre aus, wie auf dem Handgranatenwurfstand. Frisch geputzt und 5 Minuten nachher sah es genauso aus wie vorher.— Das D (@DasD32326537) January 12, 2023
DER Grund, weshalb ich Insta meide:
Ich mit einer Bekannten + unseren Kids auf Spielplatz, mache 1 schönes Foto. Sie lädt es auf ihrem Insta hoch, Beschreibung „Sunny ☀️ toller Tag 💕“, pipapo.
Dabei war es ein pupsnormaler Spielplatzbesuch mit normalen, schmuddeligen Kindern. 👀— Olivenfischlein (@OlivenOlivenOl) January 12, 2023
Ich denke, wie schade es ist, wenn man sich solchen Druck auch selbst macht und glaubt immer perfekt sein zu müssen.
— Sophie 😷 [email protected] (@Sophie111078) January 12, 2023
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Um dieses Thema geht es auch in diesem Beitrag: