Mit Sicherheit können sich die meisten vorstellen, dass in den Supermärkten aktuell absoluter Ausnahmezustand herrscht. Dass – neben dem medizinischen Personal – auch die dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits seit Wochen an ihren Grenzen und auch darüber hinaus arbeiten. In genau diesem Einzelhandel-Ausnahmezustand arbeitet der Mann von @calistra, die in folgendem Thread schonungslos und emotional erklärt, was dort komplett schief läuft. Und vor allem: Was wir alle selbst als Kunden tun können, um die Situation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wenigstens ein klein wenig zu verbessern!
Mein Mann arbeitet im Einzelhandel. Vermehrt hört man Menschen darüber sprechen, wie tapfer sie doch alle seien, die da bei Lidl, Aldi, Rewe & Co. an der Kasse sitzen oder die Regale auffüllen. Ich verrate euch was:
Sie sind es nicht.
THREAD
— Sabrina (🏡) (@calistra) March 24, 2020
Zunächst einmal: In der öffentlichen Wahrnehmung reden wir hier von der „Kassiererin bei Aldi“ oder dem „Kassierer im Rewe“, dem „Mann an der Fleischtheke“ oder der „Käseverkäuferin“.
Niemand sieht mehr den Menschen, nur noch seine Funktion.
— Sabrina (🏡) (@calistra) March 24, 2020
Würde man einen Blick hinter die Namensschildchen werfen, träfe man Monika, Sabine, Sven, Achmed, Fatima oder Nurhan. Man sähe Alleinerziehende, die irgendwie versuchen, alles unter einen Hut zu bringen oder Frührentner, die dringend dazuverdienen müssen.
— Sabrina (🏡) (@calistra) March 24, 2020
Und wisst ihr was? Niemand von denen steht morgens auf und denkt: „Yes! Pandemie! Endlich allen zeigen, dass ich ein fucking Alltagsheld bin!“
Nein. Würde man fragen, erführe man von Ehepartnern in Risikogruppen, Kindern, die nachts wieder einnässen— Sabrina (🏡) (@calistra) March 24, 2020
oder Herzfehlern. Aber Sabine, Achmed und andere, die eben solche Jobs erledigen, bleiben nicht zuhause. Sie werfen sich (oft zu nachtschlafender Zeit) in ihre Arbeitskluft, schlucken ihre Angst hinunter und legen los. Weil sie gebraucht werden, „systemrelevant“ heißt das heute,
— Sabrina (🏡) (@calistra) March 24, 2020
und weil man Rollbraten nun mal nicht im Homeoffice verkaufen kann. Und natürlich: Weil sie das Geld brauchen. Wirklich brauchen.
Wenn ihr also ernsthaft „Danke“ sagen wollt:
Zeigt ein bisschen Respekt. Macht Platz, wenn ihr mal im Weg stehen solltet.
— Sabrina (🏡) (@calistra) March 24, 2020
Seid geduldig, wenn die Kasse spinnt. Nörgelt nicht über leere Regale, der Nachschub kommt, versprochen.
Bitte HALTET ABSTAND und eure Körperflüssigkeiten möglichst bei euch. Auch Sven und Nurhan wollen gesund zurück zu ihren Familien und die sind nicht weniger wertvoll als
— Sabrina (🏡) (@calistra) March 24, 2020
die euren.
Und übrigens ist es mies, die Polizei zu rufen, weil man nicht zehn Packungen Klopapier bekommt und noch mieser, das für die Kunden (!) zur Verfügung gestellte Desinfektionsmittel samt Spender (WTF!) abzumontieren und mitzunehmen.
— Sabrina (🏡) (@calistra) March 24, 2020
Das sagen andere User:
Ich werde mindestens belächelt, von meinem Partner meist blöd angemacht dafür, aber :
Mir passiert manchmal Blödes beim Einkaufen. So ist mir eine Sektflasche von einem Podest gefallen. Blöderweise ging sie nicht kaputt, sondern der Verschluss löste sich minimal. Hatte zur Folge— Unsichtbare🏡 (Endlich Zuhause!) (@SvenjaRie) March 24, 2020
Dass die unter Druck stehende Flasche gespritzt hat. Habe dann die Flasche in meinen Schal eingewickelt, damit nicht alles im Umkreis von 10m versaut war und an der Kasse um Putzmittel gebeten, mir sei was dummes passiert und ich wolle es kurz aufwischen. Dauert 3Minuten und die
— Unsichtbare🏡 (Endlich Zuhause!) (@SvenjaRie) March 24, 2020
MA konnten weiter arbeiten & haben sich bedankt. Die meisten sagen in solchen Fällen nicht einmal Bescheid. Natürlich verlangt niemand, das selbst zu reinigen, aber die Mitarbeiter zu informieren ist doch das Mindeste. Und immer respektvoll bleiben.
— Unsichtbare🏡 (Endlich Zuhause!) (@SvenjaRie) March 24, 2020
Gerade in Zeiten des #coronavirus möchten wir allen Menschen die im Gesundheitswesen/Einzelhandel arbeiten herzlich danken, ihr seid das Rückgrat unserer Gesellschaft. Bitte STREIKT NACH DER KRISE, fahrt Eure Arbeit auf das Minimum herunter und fordert endlich gerechte Löhne…
— element (@__investigate__) March 24, 2020
Ich war in all all dem Chaos neulich einkaufen. Eine Mitarbeiterin machte den Boden sauber. Ich schob den Einkaufswagen weg, damit sie ungehindert putzen konnte. Sie schaute verdutzt und sagte erstaunt „Danke“. Ich antwortete, dass ich ihr zu danken habe. So sollte das sein.
— Schokominza 🏠 bleibt daheim (@Quatschkopfmama) March 24, 2020
Die schlimmste Szene hab ich mal in einem REWE miterlebt. Kundin schnauzt Verkäuferin a.d. Fleischtheke zusammen weil ihr wasauchimmer nicht gepasst hat. Ich hab gesehen wie sie mit den Tränen gekämpft hat. Am liebsten hätt ich sie gedrückt 🥺
— DieBrina.bleibt.zu.Hause 🏡 (@Sabriiiiina2) March 24, 2020
Ich tue mein bestes (auch „systemrelevanter Beruf“) vom Klatschen ist uns nicht geholfen. Ich wünsche mir mehr Umsicht bei den Menschen generell… und wenn wir das lernen sollten – dann vergessen wir es danach hoffentlich nicht wieder. Danke an alle
— Early Twix 🏚 (@EarlyTwix) March 24, 2020
🏆 Ganz toller Thread!
— Rainer Herda(🏠) (@Jabba0718) March 24, 2020