Thread: Mein 10-Jähriger hat 22,5 von 23 Punkten
Schule könnte so schön sein! Den Großteil des Tages mit Gleichaltrigen verbringen, Freiheiten genießen, die man daheim nicht hat, Streiche spielen, sich ausprobieren und nebenbei noch richtig was lernen. Denn trotz aller Mäkelei am öffentlichen Schulsystem und der Sinnhaftigkeit oder Aktualität von Lehrplänen ist es grundsätzlich ein riesengroßes Privileg, in einem Land leben zu dürfen, in dem Bildung so flächendeckend gestreut wird wie hier! Kenntnisse und Wissen sind nämlich vor allem eins: kleine, aber mächtige Schlüssel, die einem die Tür zu jedem beliebigen Ort in diesem Universum öffnen können. Und wahrscheinlich kann jeder bestätigen, dass es ein berauschendes Gefühl ist, sich in einem Thema auszukennen!
Wenn, ja wenn da nur die Sache mit der Bewertung nicht wäre. Noten sollen dazu dienen, dass Kinder, Eltern und Lehrende den Kenntnisstand der einzelnen Schüler einordnen können. Dadurch lassen sich – so die Theorie – Schwächen identifizieren und bestenfalls beheben. So weit, so nachvollziehbar. Doch ist das wirklich das beste System? Wissen Schülerinnen und Schüler nicht selbst, wo sie Stärken und wo sie Schwächen haben? Wo ihre Interessen liegen und an welcher Thematik sie keinen Spaß haben? Und sind wir in der Notenthematik nicht irgendwann komplett vom Kurs abgekommen, wenn Kinder sich nicht mehr trauen, mit miesen Zensuren nach Hause zu kommen oder sich voller Angst in die Schule schleppen? Ist das nicht die schlechteste aller Voraussetzung, um Freude am Lernen zu entwickeln?
Wenn Schule also eines leisten soll, dann doch bitte, Kinder zu motivieren. Ihnen Instrumente und das Vertrauen in die Hand legen, um sich an jedem beliebigen Zeitpunkt in ihrem Leben mit neuen Themen zu befassen. Wie kann man das erreichen, wenn man einen derart strengen Bewertungsmaßstab anlegt wie die Lehrkraft in unserem heutigen Thread? Darüber wundert sich jedenfalls Twitteruser und Vater Stefan Heinrichs. Fair oder nicht fair – Twitter diskutiert!
Englischtest. Mein 10jähriger hat 22,5 von 23 Punkten. Note: 1-
Minus?!
— Stefan Heinrichs (@HarmonyBay) February 10, 2023
Keine Sorge, in 20 Jahren bist du drüber weg
In 20 Jahren interessiert das niemanden mehr. Verstehe aber, dass er sich im Moment ungerecht behandelt fühlt. Wichtig ist, daraus zu lernen, wie er mit künftigen Ungerechtigkeiten umgehen will, denn die wird es immer geben.
— Ellen (@spelkoen) February 11, 2023
Vielen Dank! 🙂 Ihm ist das egal, ICH wundere mich 😂
— Stefan Heinrichs (@HarmonyBay) February 11, 2023
Und auch kein Motivationstrainer
Zeigt: es ist halt kein Mathelehrer!
— Hamburger Weg (@Uwe_ist_besorgt) February 11, 2023
Noch schöner wäre vielleicht ein Lob
schöner ist das punktesystem von 0–15. 15 = 1+. und 14 wären dann ne glatte eins. das minus ist voll okay graduiert, motiviert aber nicht.
— Rüdiger Beckmann (@pixelwelten) February 11, 2023
Naja ist Grundschule. Weiß nicht, ob das da sein muss.
— Stefan Heinrichs (@HarmonyBay) February 11, 2023
Eltern kennen das
Meine fühlen sich damit (zu Recht) ungerecht behandelt. So demotiviert man Kinder…
— Unfallchirurg (w) (@UnfallchirurgW) February 11, 2023
Einsen gibt’s nur für den lieben Gott
1+ erst ab 25 von 23 Punkten.
— Marie von den Benken (@Regendelfin) February 11, 2023
Oder anders gesagt
Einer meiner früheren Lehrer sagte immer: „Eine glatte 1 bekommt nur, wer schlauer ist als ich. Und da hab ich noch keinen getroffen.“ Inzwischen ist er längst in Rente und eine glatte 1 hat er auch nach meiner Zeit nie gegeben😎
— Frank Behrendt (@frankzdeluxe) February 11, 2023
Bei manchen funktioniert es wohl
Ich habe als Kind diese Feinheiten immer eher ignoriert. War stolz auf meine 1. Dafür dann aber auch bei der 2- stolz auf meine 2. Und gelegentlich bei der 4- immer noch froh über die 4. Bilde mir ein, dass mir das einige unnötige Grübelei erspart hat. 😁
— Max Wulf (@MaxWulf8) February 11, 2023
Phrasenschwein wo?
Erinnert mich an einen meiner Lehrer: „Ich könnte Dir dafür eine 1 geben aber Du kriegst nur eine 2, denn sonst strengst Du Dich ja nicht mehr an. 🤷🏻♂️
— Dr. Ulrich Goldschmidt (@u_goldschmidt) February 11, 2023
Fürchterlich! Feel you! Erinnere mich auch an so einen Spruch. Meine Reaktion war, dass ich so enttäuscht war, dass ich mich nicht mehr „angestrengt“ habe, sondern aufgegeben mehr zu machen.
Somit ist das keine pädagogisch wertvolle Entscheidung, nach wie vor.— Nicole Y. Männl (@enypsilon) February 11, 2023
Ja!
Das Minus baut unnötigen Druck auf das Kind auf den man als Eltern schwer beseitigen kann. Es ist dieses „Du bist perfekt, aber da ist diese Kleinigkeit an dir“.
Kinder nehmen dieses Minus persönlich. Es kränkt.— Pfirsichbäckchen vulgo maskiertes nixbambi 🏡 (@nixbambi) February 11, 2023
Manchmal hilft nur noch Humor
Ich hoffe du hast dafür eine Rechtsschutzversicherung
— Anwaltsgelaber (@anwaltsgelaber) February 11, 2023
Wieso ich? Da muss sich mein Sohn drum kümmern, wie er meine Rechnung bezahlt.
— Stefan Heinrichs (@HarmonyBay) February 11, 2023
Wir möchten an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich erwähnen, dass Noten nichts über den Menschen dahinter aussagen. Nicht über dessen Intelligenz, nicht über dessen Erfolg im Leben oder dessen Zufriedenheit. Wer Kinder auf ihrem Bildungsweg unterstützen möchte, der tut vor allem eines: Sie bestärken und unterstützen. Denn das sind Qualitäten, die in ihrem Leben deutlich mehr zählen als Zensuren.
Lernt man in der Schule eigentlich noch etwas über Humor oder müssen wir das selbst erledigen?