Thread: Ja, es ist absolut unwirklich
Rund acht Millionen Menschen sind nach Angaben des UNHCR seit Beginn des russischen Angriffskriegs aus der Ukraine geflohen. Deutschland hat laut Bundesinnenministerium rund eine Million Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen. Die Arbeitsbereitschaft unter ukrainischen Geflüchteten ist sehr hoch. Schon 50.000 von ihnen gehen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. 96.000 haben allein im Oktober Integrationskurse besucht und lernen die deutsche Sprache, um am Arbeitsmarkt vermittelbar zu sein. In einer Umfrage des Ifo-Instituts gab die Mehrheit an, in den nächsten zwei Jahren in Deutschland bleiben zu wollen, nur ein Drittel sprach von einer vorzeitigen Rückkehr in die Ukraine.
Die bürokratischen Hürden für eine feste Bleibe, Soforthilfe und eine Vermittlung am Arbeitsmarkt sind höher, als diejenigen, die von Asyltourismus sprechen – so wie Friedrich Merz (CDU) – denken. Die Flucht nach Deutschland ist darüber hinaus alles andere als ein Spaziergang. Und weil das so ist, übergeben wir nun das Wort dem Twitteruser @gerechtGericht, der in dem nun folgenden Thread ausführlich über die Erlebnisse seiner ukrainischen Nachbarn berichtet. Aber lest selbst.
Es ist immer noch so unfassbar unwirklich, mit unseren ukrainischen Nachbarn über deren Flucht im März und deren Rückkehrversuch einige Monate später zu sprechen.
1/x— Judgement Day aka Richter Fummelpummel Feenpups (@gerechtGericht) December 4, 2022
Wenn mir der Vater von 4 Kindern berichtet, wie sie tagelang unterwegs und froh waren, genug zu essen und zu trinken zu haben.
Mit 6 Leuten in einem Auto schlafen und hoffen, dass all die Geschosse woanders einschlagen.— Judgement Day aka Richter Fummelpummel Feenpups (@gerechtGericht) December 4, 2022
Wenn die Mutter über ihre Angst um die Kinder berichtet und mir dann zu erklären versucht, dass sie sich im September nochmal in die Ukraine, ihre Heimat, trauten, aber bald wieder zurückfuhren, weil einfach zu viele Raketen explodierten und ihre Kinder völlig verängstigt waren.
— Judgement Day aka Richter Fummelpummel Feenpups (@gerechtGericht) December 4, 2022
Ja, es ist absolut unwirklich.
Vor allem wenn man sich als Deutscher dann auch noch an Fritzels Worte vom fucking #Sozialtourismus erinnert und weiß, dass diese Menschen jene Schlagzeilen auch zu lesen bekamen.— Judgement Day aka Richter Fummelpummel Feenpups (@gerechtGericht) December 4, 2022
Was musste dabei in ihren Köpfen vorgehen?
Wie muss es sich angefühlt haben?
Wollten Sie den ollen Fritz einladen, mal ohne Bodyguards und ungesichert an die Front zu fahren?
Oder lächelten sie nur milde über dessen Arroganz und Dummheit?— Judgement Day aka Richter Fummelpummel Feenpups (@gerechtGericht) December 4, 2022
Ich weiß es nicht.
Aber ich weiß, dass sich diese Familie hier nicht gerade willkommen fühlt, während sie von Amt zu Amt geschickt wird und ihr immer wieder Steine in den Weg gelegt werden, die sie ohne ehrenamtliche Hilfe kaum aus dem Weg räumen kann.— Judgement Day aka Richter Fummelpummel Feenpups (@gerechtGericht) December 4, 2022
Und dann frage ich mich, wie es jenen Familien geht, die hier ohne Deutschkenntnisse völlig auf sich allein gestellt und ohne einen netten Juristen und einen Dolmetscher aus der Nachbarschaft auskommen müssen.
Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll.— Judgement Day aka Richter Fummelpummel Feenpups (@gerechtGericht) December 4, 2022
Und es ärgert mich so ungemein, wenn ich sehe, wie unsere Ämter so tun, als gäbe es keine Probleme.
Man verlangt beim Amt X eine beglaubigte Übersetzung, für die das Amt Y keine Gelder bewilligt, da es hierfür einen Nachweis vom Amt Z benötigt.
Das ist so ein schlechter Witz.— Judgement Day aka Richter Fummelpummel Feenpups (@gerechtGericht) December 4, 2022
Das sagen andere User:
Habt ihr Ähnliches zu berichten oder kennt ihr Betroffene? Dann hinterlasst uns doch einen Kommentar und erzählt uns davon. Was die Leserinnen und Leser dazu zu sagen hatten, das erfahrt ihr jetzt:
Sehr ähnlich auch hier. Ohne die Spenden und Beiträge privater Natur würde hier quasi nichts gehen. Und das trotz Behördentelefonate meinerseits!
— Judgement Day aka Richter Fummelpummel Feenpups (@gerechtGericht) December 4, 2022
Deutsche Willkommenskultur! 🤮
— antikwer (@Antikwer) December 4, 2022
in Österreich ebenfalls, ohne ehrenamtliche würde nichts funktionieren… ohne Spenden, Kleider, Essen, Angebote für Übernachtungen…. es ist zum schämen!
— 🦊Die Füchsin🦊 🇺🇦Slava Ukraini🇺🇦 (@nani_fox) December 4, 2022
Vor ein paar Monaten auch ein zerschossenes Auto aus der Ukraine gesehen. Die hinteren Fenster mit Backblechen und was man so gefunden hat „gepanzert“ kamen sie zu sechst oder siebt hier an. Und dennoch reden Leute auch bei ihnen über Sozialtourismus und „die haben ja ein Auto“🤦
— Robin Rumpfkeil (@schrolock) December 5, 2022
Ich sag nur Silvester steht an. D wird es wieder nicht schaffen sich sinnvollerweise aktiv dagegen zu entscheiden.
Vorwarnen bitte— FrecheGois MD (@FrecheGoisMD) December 4, 2022
Zum Thema Behörden: unser neuer Ingi (seit Ende Okt aus Südamerika hier) wartet immer noch auf seine Steuer ID, während sein Hund die schon seit zwei Wochen hat…. Vom Anmeldedrama an sich ganz zu schweigen. 🤦🏼♀️
— Cat (@Catgoneinsane) December 4, 2022
Wir haben hier vor Ort in der Hood ne krasse Unterstützerfront. Viele sind Syrer, die vor einigen Jahren hierher geflohen sind. Wenn da nicht ehrenamtliche, sehr stark auch die Gemeinde (beide) helfen würden sähe es extrem finster aus. Unglaublich was die Ämter da liefern
— MomofMiniMe (@MeMomof) December 4, 2022
Und als erfahrene Ehrenamtliche fand ich das „Behördengeschiebe“ mit den ukrainischen Geflüchteten (Paragraph 24) den blanken Wahnsinn! Warum auch immer man meinte, mittendrin alle Spielregeln zu ändern und den wirklich bürokratischsten Weg zu wählen ….
— Tanya (@Ringnarwen) December 4, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend zum Thema hätten wir noch das: