Thread: In vier Wochen beginnen die Ferien

Manuela Jungkind 02.07.2023, 9:11 Uhr

Wenn man durch soziale Medien scrollt, bekommt man unweigerlich den Eindruck, dass Elternschaft im Prinzip aus einer Aneinanderreihung von gewitzten Wortwechseln, kreativem Chaos und unendlicher Liebe besteht. So erstrebenswert diese Mischung ist, so unrealistisch sind diese Momentaufnahmen natürlich, zumindest im Gros betrachtet. In etwa wie eine Werbung für Chips, bei der sich fünf Menschen glücklich eine einzige Packung teilen, nirgendwo ein Krümelchen liegt und keiner Sodbrennen bekommt. Selbstverständlich ist das Familienleben lohnenswert und für die meisten Menschen eine Sehnsuchtserfüllung, dennoch darf man nicht vergessen, dass es unweigerlich einen Rucksack voller Verpflichtungen mit sich bringt. Stress, Streit, Frustration, Sorgen, Unzufriedenheit, Versagensängste und das permanente Gefühl, niemals im Leben allem gerecht werden zu können – Eltern könnten Bücher damit füllen. Wenn sie Zeit dazu hätten!

Und während Mamas und Papas Tag für Tag ihr Bestes versuchen, kommen manche an irgendeinem Punkt zu der Feststellung, dass sie den Anforderungen der Elternschaft einfach nicht gerecht werden können. Besonders Frauen, denen immer wieder vermittelt wird, die Mutterschaft wäre der Gipfel ihrer Existenz, fällt dieser Schritt nicht leicht. Zu groß sind innere Konflikte und natürlich die Furcht vor sozialer Ächtung. Dabei ist die Erkenntnis, so verstörend sie für viele sein mag, vor allen Dingen eins: ehrlich. Und die Voraussetzung dafür, das Familienleben so zu gestalten, dass die Bedürfnisse der Kinder keinesfalls unter die Räder geraten. Zu dieser Einschätzung kam auch Twitteruserin @IamJ9_. Dies ist ihr mutiger Thread:

So reagieren andere Userinnen und User:

Das Phänomen, die Mutterschaft zu bereuen, wird seit einigen Jahren unter dem Schlagwort „regretting motherhood“ öffentlich und auch wissenschaftlich diskutiert. Eine gute Entwicklung, wie wird finden, denn sie fördert auch den ehrlichen Umgang mit der Herausforderung, denen Eltern – insbesondere Mütter – unweigerlich ausgesetzt sind. Besonders in den Corona-Jahren, in denen die Mehrfachbelastung kaum mehr zu stemmen war, stieg der Anteil derjenigen Eltern, die sich im Nachhinein gegen Kinder entschieden hätten, statistisch nachweisbar an. Dabei sind es selbstverständlich nicht nur Mütter, die leiden. Voraussetzung, dass eine Lösung gefunden wird, die dem Nachwuchs gerecht wird, ist vor allem eins: der Mut, ehrlich zu sein und zu kommunizieren, dass man Hilfe braucht. Genau dafür bekam der Thread jede Menge Zuspruch von Twitteruserinnen und -usern.

Verständnis – so wichtig

Wir haben nachgeschaut: nirgends

Wie viele Frauen wohl stumm leiden?

Dafür muss man sich nicht rechtfertigen

Es wäre allen Eltern in dieser Situation zu wünschen!

Es muss nicht das Ende der Familie sein

Auch darüber sollten wir reden

Eltern sein ist hart!

Von der schwierigen Aufgabe, eigene Grenzen zu setzen und zu wahren, handelt auch der folgende Thread:

Thread: Ich habe aufgehört, mich zu schämen

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