Thread: Im Elterngespräch mit meinem Neffen…

Das Heranwachsen eines jeden Kindes verläuft anders. Auch wenn es verschiedene Meilensteine in der Entwicklung gibt, die jeder Spross in einem bestimmten Zeitraum erreicht, so gibt es dennoch oft große Unterschiede und individuelle Schwerpunkte. Es steht nun die Frage im Raum: Muss ein Kind unter 3 Jahren bis 10 zählen und Farben und Formen richtig benennen können? Mit genau dieser Problematik sah sich @dieLaminatorin konfrontiert, als ihrem Neffen in einem Elterngespräch die Behandlung in der Logopädie empfohlen wurde. Daraufhin hat sie diesen Thread geschrieben.

Im Elterngespräch mit meinem 2,75 J. alten Neffen wurde Logopädie empfohlen. Außerdem soll er bis 10 zählen und Farben und Formen richtig benennen können.

Ich bin dezent wütend auf diese leistungs- und defizitorientierte Gesellschaft. Ein Thread:

— AnnieLund (@dieLaminatorin) July 12, 2020

Kinder entwickeln sich, wenn sie in einer kindgerechten, zugewandten Atmosphäre aufwachsen, aus sich selbst heraus. Jedes Kind setzt seine eigenen Entwicklungsschwerpunkte: Sprache, Bewegung, Kreativität… Wir als Erwachsene dürfen sie dabei begleiten. –>

— AnnieLund (@dieLaminatorin) July 12, 2020

Es ist gut, dass es Entwicklungsforschung gibt und daraus resultierende Erfahrungswerte, wann ein Kind ungefähr etwas können muss. Gleichzeitig braucht es unser Wissen darum, dass das nur eine Orientierung ist und Kinder ihr eigenes Tempo haben. Es braucht unsere Geduld. –>

— AnnieLund (@dieLaminatorin) July 12, 2020

Wer mit 2 Jahren keine Farben und Formen benennen kann, der wird es dann lernen, wenn es dran ist bzw lernt es einfach so nebenbei. Bis 10 zählen kann jedes Kind lernen. Auswendig. Einfach weil sichs schön anhört. Mit Zahlenverständnis hat das nix zu tun. –>

— AnnieLund (@dieLaminatorin) July 12, 2020

Es ist völliger Blödsinn, Eltern in diesen jungen Jahren zu beunruhigen, dass ihr Kind dies und das nicht kann. Wir müssen unsere Kinder nicht darauf trimmen. In einer kindgerechten Umgebung und im Kontakt mit den Kindern wird sich das alles entwickeln. –>

— AnnieLund (@dieLaminatorin) July 12, 2020

Den wenigsten ist bewusst, was viele Kinder heutzutage leisten, wieviel Kooperation von ihnen verlangt wird: aufstehen, anziehen, Zähneputzen, verabschieden, einfügen in die Gruppe, Schlafen auf Kommando… Die Kinder lernen genug. Jeden Tag. Einfach so. –>

— AnnieLund (@dieLaminatorin) July 12, 2020

Nein, mein Neffe braucht keine Logopädie. Er muss nicht bis 10 zählen und Farben und Formen benennen können. Mein Neffe soll spielen, mit uns kommunizieren, Gefühle erleben, seinen eigenen Willen spüren. Mit unserem vollen Vertrauen in ihn, dass er das alles irgendwann kann.

— AnnieLund (@dieLaminatorin) July 12, 2020

Das sagen andere User:

Zitat unseres Kinderarztes: „wann ein Kind was durchschnittlich kann sagt nix über ein konkretes Kind, das ist ein rechnerischer Mittelwert aus allem was bei gesunden Kindern beobachtet wurde. Die Spanne wann gesunde Kinder Dinge lernen ist gigantisch, oft über ein Jahr.“

— Seelentier: Puffmutter (@SPuffmutter) July 12, 2020

Allein, wenn ich unsere beiden Kinder vergleiche. #Motte fing mit elf Monaten an zu sprechen. Mit 16 Monaten sprach sie schon grammatikalisch fast immer richtig. #Strizi begann mit zwei Jahren zu sprechen. Und dann meist nur 3-Wort-Sätze. So unterschiedlich kann es sein

— Julia (@mupfelia) July 12, 2020

Wer hat das denn empfohlen? Alles, was du da aufzählst, sollen Kinder bis zur Einschulung können.
Also, mit dieser Person würde ich mich gerne mal unterhalten 🤬.

— Jumamama (🏡) (@lugasmeri) July 12, 2020