Thread: Ich war nicht mehr glücklich
Auch im Jahr 2022 schränken Rollenbilder und Stereotypen noch immer Frauen und Männer in ihren persönlichen Freiheiten und der Gestaltung ihres Lebens ein. Mütter sollen zum Beispiel möglichst viel zu Hause sein, um die Kinder großzuziehen und der Mann soll arbeiten, um Geld heranzuschaffen. Was über viele Generationen Lebensrealität war und für viele Paare teilweise noch ist, birgt allerdings auch immer das Risiko, sich von dem Partner, der den Hauptanteil des Einkommens erbringt, abhängig zu machen. Das mag in einer gut funktionierenden Beziehung oder Ehe erst mal kein Problem sein, schließlich ist man ja auch ein eingespieltes Team. Aber was ist, wenn alles in die Brüche geht oder die Liebe einfach nur erlischt? Der nun folgende Thread der Twitteruserin @revolverschnauz zeigt, wie wichtig Unabhängigkeit ist und was das mit persönlichem Lebensglück zu tun hat. Aber lest selbst.
So. Nochmal zu „Mir egal, ob meine Tochter später von einem Mann abhängig ist, Hauptsache, sie ist glücklich!“, weil‘s mich nicht los lässt.
Es folgt ein sehr persönlicher Thread. (Wo ist das obligatorische Spulendingsi… ah hier: 🧵)
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Ich habe mich letzten Herbst vom Vater meiner Kinder getrennt. Der Grund waren nicht häusliche Gewalt, Untreue oder irgendeine andere Art von unverzeihlichem Verhalten von ihm. Der Grund war: Ich war mit ihm nicht mehr glücklich. That‘s all.
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Ich wollte nicht, dass es das schon war: mit Mitte 30 auf dem Zenit von Karriere und Selbstbewusstsein abends heim kommen und wissen, dass die beiden Erwachsenen sich gegenseitig so spannend finden wie ein Möbelstück. Ja, egoistisch von mir. Aber Trennung fühlte sich richtig an.
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Es war schnell klar: Niemand von uns wird alleinerziehend sein. Ich schlug bei der Elternberatung das #Nestmodell vor: Wir mieten ein Mini-Apartment zusätzlich und die Kinder bleiben, wo sie sind. Nächte erst mal abwechselnd.
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
(Kommunikation ggü K1: „Mama und Papa sind nicht mehr verliebt ineinander, aber wir lieben euch unendlich, und wir bleiben Mama und Papa und sind abwechselnd nachts hier.“ „Ok.“)
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Der Ex und ich verstehen uns meistens ok. Natürlich knallt es zwischendurch – aber das tut es auch in intakten Beziehungen. Finde ich.
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Worauf ich hinaus will: All das klappt vor allem aus einem Grund.
Ich zahle.
Ich zahle die Nestwohnung, das Apartment, die Klamotten für mich und die Kinder, Extra-Ausgaben wie Geschenke und meinen Lebensstil. Den Rest zahlt der Ex.
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Ich verdiene sehr gut. Meine Karriere war mir immer wichtig. Ich arbeite mehr als Vollzeit, ich nehme Arbeit auch mental mit nach Hause und ich brenne für meinen Beruf. Das ist nicht immer einfach und gesund auch nicht.
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Aber nur mit diesem Hintergrund konnte ich mir meine Freiheit und mein Glück KAUFEN. Einfach so. Natürlich spielen da auch andere Faktoren eine Rolle. Irre viel Dusel, Kooperation des Ex, Gesundheit – all das. Ich bin mir dessen bewusst. Dennoch.
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Menschen, die weniger privilegiert sind, stecken in der Falle, wenn sie in einer Beziehung finanziell abhängig sind und dann feststellen, dass sie unglücklich sind. So hart, so einfach.
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Hört auf, euren Töchtern den Müll einzureden, dass ein Prinz sie abholt und sie ihr Leben lang durchfüttert. Wirklich. Lasst das.
Thread Ende.
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Das sagen andere User
Das Thema hat viele Leserinnen und Leser beschäftigt und auch für Diskussionen gesorgt. Ein paar der treffendsten Reaktionen und Kommentare haben wir hier für zusammengetragen:
THIS! Meine Großeltern waren da sehr inspirierend. Opa hat ohne Absprache ein neues Auto gekauft und Oma musste bei ihm betteln um Geld für Schuhe. Obwohl sie auch verdient hat! Hab früh beschlossen, erst Familie zu gründen, wenn ich alleine für uns sorgen kann.
— EasyPeasy (@Easy_peasy0815) April 1, 2022
Mir ist es wichtig, genug „Quality Time“ mit meinen Kindern zu verbringen, trotz VZ. Vielleicht haben sie wenig Erinnerung, wie ich in der Küche stehe und Mittagessen koche; aber sie erinnern sich, dass ich abends immer vorlese, nachts kuschel, am Wochenende in den Zoo fahre.
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Oh ja. Mir war immer wichtig selber Geld zu verdienen und ich bin froh, dass ich zur Not mein Kind alleine großziehen könnte. Schlimm war die Elternzeit mit Elterngeld. Das hat mich fertig gemacht. Und würde es auch beim 2. Kind
— Frau El💉💉💉 (@MPompel) April 1, 2022
Da sind wir tatsächlich unterschiedlicher Meinung. Ich möchte, dass ErzieherInnen/ Fachpersonal gescheit entlohnt werden. Mütter, die lieber jahrelang zuhause bleiben (wer kontrolliert, wie gut sie das machen?) als zu arbeiten, will ich nicht mit Steuern bezahlen.
— Revolvi (@revolverschnauz) April 1, 2022
Genau das. Ich verfluche es unendlich dass ich dank Corona meinen Abschluss noch nicht habe und bin heilfroh wenn ich finanziell unabhängig sein kann wenn ich es müsste (auch wenn hier eine Trennung sowas von gar nicht im Raum steht)
— Anka Phora (@anthypophora) April 1, 2022
Kein Geld für ne neue Wohnung, Kaution, Möbel.. gar.nichts.
So ne Trennung ist oftmals nicht einvernehmlich und oft auch mal hässlich.— AliceinWonderland2506 (@AWonderland2506) April 1, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Vielleicht interessiert euch ja auch das: