Thread: Ich möchte jeden Tag gesund und unbeschadet nach Hause kommen
Wie schön könnte unsere Gesellschaft sein, wenn Menschen anderen, fremden Menschen mit etwas mehr Empathie entgegentreten würden? Mit mehr Verständnis, mehr Gelassenheit? Zu schön um wahr zu sein? In seinem Thread berichtet @verbockt aus seinem Berufsalltag. Über eine Berufsgruppe, der die meisten sicherlich nahezu jeden Tag irgendwie begegnen. Häufig ganz beiläufig, unbewusst. Und gerade deswegen ist der folgende Bericht so wichtig. In diesem Sinne: Vielen Dank an alle, die tagtäglich UNSEREN Müll wegräumen! Sorgen wir doch einfach gemeinsam – vielleicht mit einer Prise mehr Empathie – dafür, dass sie dabei wenigstens sicher bleiben!
Ich würde Ihnen gerne etwas über meinen Beruf erzählen. Allem voran: Ich möchte jeden Tag gesund und unbeschadet nach Hause kommen. Wenn Sie also ein Müllfahrzeug sehen, fahren Sie bitte Schrittgeschwindigkeit beim Überholen. Haben Sie einen Moment Geduld! /1
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
Quetschen Sie sich nicht durch jede Lücke, achten Sie auf laufende Personen. Sie haben ein tonnenschweres Fahrzeug, die Menschen von der Müllabfuhr nicht. Und wir haben auch nicht überall Augen, auch wenn wir schon vorsichtig sind. /2
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
Wo es eng ist und unser Fahrzeug die Fahrbahn blockiert, da ist das mit Absicht so. Es ist für den Lader eine Gefahrenstelle und der Fahrer schützt uns damit. Mit Hupen und Pöbeln kommen Sie nicht weiter. Ich grüße höchstens freundlich. Ansonsten? Mache ich da meinen Job. /3
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
Nehmen wir nun eine Tankstelle. An der steht ein Rolli voll mit Leichtverpackungen. Mein Fahrer steht so, dass zwischen dem Rolli und dem LKW – normalerweise – kein Fahrzeug durchkommt, damit ich laden kann. Zeitaufwand 1:30 bis 2 Minuten. /4
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
Ich stehe mit dem Rücken zum Fußweg, weil ich die Verpackung von rechts nach links in den LKW werfe. Ich kann hinter mir kein Fahrzeug sehen. Es interessiert mich auch nicht. Ich lade! Und es gibt immer noch wen, der sich durchquetschen muss. /5
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
In meiner Bewegung nach rechts, trifft er also mit seinem Spiegel meine Hand und fährt Zentimeter an mir vorbei auf die Tankstelle, um sich im Imbiss nen Frühshoppen zu gönnen. Es sei ihm gegönnt. Schade, dass es keine Entschuldigung oder Reaktion gab. /6
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
Bitte seien Sie nicht so ignorant Menschen gegenüber, die IHREN beschissenen Müll abholen. Der Typ heute ist leider keine Ausnahme. Im Gegenteil. Ich habe täglich mindestens eine gefährliche Situation. „Nur nochmal schnell durch.“ /7
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
„Nur mal eben ausparken.“ „Nur mal eben …“ Nur mal eben mein und das Leben anderer gefährdert. Ich verstehe nicht, wie man so ignorant durch den Tag gehen kann. Wenn wir nicht kommen und den Scheiß liegenlassen, ist aber Bambule, was? /8
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
Noch eins! Ihr freundlichen Nachsteller. Ruft ruhig weiter an, wir hätten euch vergessen. Wir kennen unsere Touren mittlerweile gut und auch die Pappenheimer, die es nicht schaffen, die Tonne abends rauszustellen, weil 7 Uhr zu früh ist. Wir kommen nicht nochmal extra. /9
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
Oder seid ehrlich: „Ah sorry, vergessen, bei allen anderen ist es schon weg, sind die Jungs noch umme Ecke?“ Kein Thema! Aber nicht als Reklamation, dass wir euch vergessen haben. Wenn wir was vergessen, dann ist es meist ein ganzer Teil einer Straße. /10
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
Und legt den Mist nicht in die hinterfotzigste Ecke. Das hilft uns allen.
Danke.
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
Fakten:
6 bis 8 Stunden Arbeitszeit.
15 bis 22 km gelaufene Kilometer.
4,5 bis 7,5 Tonnen gelber Sack und gelbe Tonne geladen. (Es ist ländlich. In der Stadt wäre es mehr.)Bei jedem Wetter. Jeden Tag.
Ja, es macht Spaß.
Nein, es stinkt nicht.
Ja, es macht WIRKLICH Spaß.— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
Das sagen andere User:
„Ich würde Ihnen gerne etwas über meinen Beruf erzählen.“ nach deinen tollen Worten wünscht man sich fast die Sichtweise auch anderer Berufe zu lesen, damit man sich besser verstehen und respektieren lernt
— Shoushou (@shoushouswelt) March 4, 2020
Den Mist selbst wegbringen, im Garten vergraben, verbrennen, dem Nachbarn unterjubeln. Ich weiß es nicht. 😉
— Markus Bock (@verbockt) March 3, 2020
Ich pendle morgens um 6 durch mehrere Orte, d. h. ich sehe jeden Tag Deine Kollegen und freue mich, dass Ihr auch bei mir abholt. Allerdings sehe ich auch die wahnsinnigen Autofahrer wie von Dir beschrieben – ätzend und gefährlich. Hoffe, dass Dir und den anderen nie was passiert
— Sophie Vanderbilt (@Clare15067280) March 3, 2020
Danke für die Arbeit, nicht nur mit dem Thread!
— Peter Reichel (@PeterRReichel) March 3, 2020