Thread: Ich habe als Kind viel geklaut
Kinder sind großartig. Aber manchmal tun sie eben dumme Dinge. Das ist nur logisch, denn Kinder sind doch im Prinzip auch nur kleine Erwachsene. Und wir alle wissen, dass jede und jeder von uns bisweilen Entscheidungen trifft, die sich im Nachhinein (vielleicht sogar sofort) als unklug erweisen. Dagegen ist auch nichts weiter einzuwenden. Fehler zu machen, zu reflektieren und aus dem Geschehenen zu lernen, gehört zum persönlichen Lernprozess dazu, der im Idealfall niemals im Leben aufhören sollte. Man kann sich jedoch nur bedingt alleine weiterentwickeln. Als soziale Wesen sind wir alle auf das Feedback unserer Umwelt angewiesen. Insbesondere natürlich Kinder, die vorwiegend aus ihren Vorbildern ableiten, was richtig und was falsch ist. Erziehung, und sei sie noch so beiläufig, hat jedoch oftmals nicht nur etwas mit Wissen, Logik oder Vernunft zu tun, sondern eben auch mit Güte, Nachsicht und Herzlichkeit. So wie im Fall von Twitteruser @arnebanani. Dies ist sein Thread.
Klauen Teil 2.
Hab als Kind viel geklaut. Unter anderem bei einer sehr alten Nachbarin, die einen Gemüsegarten hatte. Mit einem Kumpel hab ich Rabarbar rausgerupft, der war so schön sauer.
Immer wieder. Eines Tages stand sie auf einmal hinter uns. Das gibt Ärger, dachten
1/3— What would Hopper do? 🇺🇦 (@arnebanani) August 30, 2022
wir. Zu unserer Verwunderung rupfte sie mehrere Rabarbar Stangen raus, drückte sie uns in die Hand und sagte:„Bitte klaut nicht. Ihr braucht nur zu fragen.“ Wir schämten uns sehr, auch weil sie so nett war. Zwei Dinge änderten sich danach. Ich klaute nicht mehr und ich grüßte
2/3— What would Hopper do? 🇺🇦 (@arnebanani) August 30, 2022
die Nachbarin jeden Tag bis sie starb. Ab und zu unterhielten wir uns.
Diebstahl ist scheiße. Aber eine Gesellschaft, in der sich jeder gegenseitig bescheißt, braucht Vorbilder, die es anders machen. Und da fehlt es seit einiger Zeit. Besonders da, wo Gesetze gemacht werden.
3/3— What would Hopper do? 🇺🇦 (@arnebanani) August 30, 2022
So regieren die User*innen:
Wie gut tut es bitte, von diesen kleinen Geschichten zu hören? In unserer Welt, in der sich so viel um die ganz großen, medienträchtigen Gesten dreht, vergessen wir häufig, wie sehr uns solche Momente prägen und ein Leben lang begleiten können. Und überhaupt kommt einem unweigerlich der Gedanke, dass dieses Erlebnis mehr erzieherischen Nachklang haben wird als so manche Grundbildung. Ob es um Sprachkenntnisse geht oder Schulwissen, um die Fähigkeit, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden, um Sexualerziehung, um das Schuhebinden oder den Umgang mit Fremden: Es gibt einfach Dinge, die wir nicht aus Büchern lernen, nicht aus dem Bildungskanon oder einem religiösen Fundament. Aber manchmal – wenn man großes Glück hat – sehr wohl durch die Güte einer fremde Person. Das fanden auch andere Userinnen und User, die sich von der Geschichte ebenso berührt zeigten.
Weitergeben!
War ein prägendes Erlebnis. Bin jetzt Förderschullehrer. Wer weiß, ob’s da Zusammenhänge gibt 😁
— What would Hopper do? 🇺🇦 (@arnebanani) August 30, 2022
Tolle Einstellung
Erbauliche Geschichte. Danke!
Hab als Kind jede Menge Kirschen geklaut. Der Bauer, der uns erwischte, ermahnte nur, keine Äste abzubrechen. Hochklettern, und sich den Bauch vollschlagen, war ok.
— Jens Vogel 🇺🇦 (@jenspepie) August 30, 2022
So ist es
Bestätigt wieder den Spruch: „zum Erziehen eines Kindes braucht es ein ganzes Dorf“.
— 🕊🐝Plastik Müll 🇧🇪 🇺🇦 🚴♀️ (@MeichsnerR) August 30, 2022
Mann muss kein Lehramt ausüben, um jemandem etwas beizubringen
Witzig. Eben im Kurs behauptete T. (5) Stein und Bein, ein winzigkurzer Stift gehöre ihr, weil sie ihn so süß fand.
Ich hab ihr deutlich gesagt, dass sie ihn mir nicht klauen wird.
Nach dem Kurs hab ich ihn ihr geschenkt.— 🖤🤍💚Rockfohlen (@Briggs_vanDalie) August 30, 2022
Seid gut zueinander
Bin früher auch beim Nachbarn übern Zaun und hab dort „heimlich“ Himbeeren genascht. Er wusste allerdings genau, dass ich das mache. Hat aber nie was gesagt. Zu meiner Mutter hat er damals gesagt (die mich dabei erwischt hat), lass sie ruhig, muss ich weniger pflücken ☺️
— ManunichtEla! (@manunichtela) August 30, 2022
Gute Lektion
Als Kind habe ich mit dem Nachbarsbub einen Apfelbaum ziemlich heftig geplündert. Meine Mutter hat mich erwischt und zum Besitzer gezerrt, damit der mir „ordentlich den Hintern versohlt“.
Er hat sich das angehört, sie nach Hause geschickt und mich ▶️— Froschmone 🐸 (@Froschmone) August 30, 2022
mit in seine Küche genommen…
Dort hat er seiner Frau erzählt, worum es geht. Daraufhin bekam ich einen Teller mit einem gigantischen Stück Apfelkuchen vor die Nase gestellt.
Nachdem ich den verputzt hatte, kam dann: „Der ist gut, gell?“
Vorsichtiges Nicken meinerseits. ▶️— Froschmone 🐸 (@Froschmone) August 30, 2022
„Siehste! Den kann die Lieselotte nur backen, wenn keiner die Äppel klaut! Nimm dir jeden Tag einen und lass den Rest in Zukunft hängen!“
Was soll ich sagen?
Das hat sehr viel eindrücklicher gewirkt, als es eine Tracht Prügel je gekonnt hätte. 🤷🏻♀️— Froschmone 🐸 (@Froschmone) August 30, 2022
Vielleicht sollten wir alle ein bisschen mehr Nachsicht walten lassen, wenn es um die Menschen in unserem Umfeld geht: