Thread: Geschäftsmodell Corona-Testzentrum
Sie schießen wie Pilze aus dem Boden, in den Großstädten findet sich inzwischen an jeder Ecke eines. Restaurants, Friseursalons, Kinos und sogar Bordelle sind in den letzten Wochen und Monaten schnell zu Corona-Testzentren umfunktioniert worden. Nun könnte man meinen, dies sei durchweg eine positive Entwicklung der Krisenpolitik in der Pandemie. Deutschland bürokritisiert sich ja gerne mal zu Tode, doch nicht so bei den Testzentren. Hier ist eher das Gegenteil der Fall. Jens Spahn (CDU) hat nämlich in seiner Testverordnung verfügt, dass die Zentren keine Namen der Getesteten, geschweige denn Einkaufsbelege für ihre Tests vorlegen müssen. Es reicht, die Zahl der (angeblich) durchgeführten Tests zu nennen, und schon fließt Geld. 18 Euro gibt es pro Test. Hört sich nach einer Lizenz zum Gelddrucken an, oder? Schlimm daran ist auch: Weil jeder seinen Laden zum Testzentrum umfunktionieren kann, ist es mitunter fraglich wie aussagekräftig die dortigen Schnelltest-Ergebnisse überhaupt sind, bzw. wie es um die Qualität der Tests steht. Markus Grill und das Team von NDR/WDR Investigativ haben mit versteckter Kamera den Realitätscheck gemacht. Das Ergebnis dürfte nicht nur den Gesundheitsminister in Bedrängnis bringen. Aber lest am besten selbst.
Exklusiv: Wir haben mit versteckter Kamera überprüft, wie viele kostenlose Bürgertests an einzelnen Teststationen tatsächlich stattfinden und verglichen mit den Zahlen, die ans Ministerium gemeldet werden. Die Unterschiede sind gewaltig. Beispiele (1/x): https://t.co/ABVnaanYqH
— Markus Grill (@m_grill) May 27, 2021
– Münster Gievenbeck haben wir ca. 100 Personen gezählt. Gemeldet wurden dem Ministerium 422 Tests
– In Köln Marsdorf haben wir ca. 80 Personen gezählt, gemeldet wurden 977 Tests
– In Essen bei Ikea haben wir am 22.5. ca. 550 Personen gezählt, gemeldet wurden 1743 Tests (2/x)— Markus Grill (@m_grill) May 27, 2021
Unter die Lupe genommen haben wir dabei einen der größten Anbieter von Schnelltests: Die MediCan GmbH aus Bochum, die ein Immobilienunternehmer betreibt, der bundesweit mindesten 54 Schnellteststationen unterhält. Er erklärt die abweichenden Zahlen damit, dass er… (3/x)
— Markus Grill (@m_grill) May 27, 2021
bei den genannten Standorten Tests aus anderen Standorten hinzu addiert. Das sei mit den Behörden so abgesprochen. Gesundheitsämter in Münster, Köln und Essen haben das klar bestritten. Auffällig ist zudem: Bei allen genannten Teststationen waren jeweils 0 Tests positiv… (4/x)
— Markus Grill (@m_grill) May 27, 2021
Möglich ist das alles nur, weil keine Behörde sich zuständig fühlt für die Kontrolle der Schnelltest-Zentren. In seiner Testverordnung hatte Jens Spahn verfügt, dass Testzentren keine Namen der Getesteten oder Einkaufsbelege für Tests vorlegen müssen, sondern es reicht.. (5/x)
— Markus Grill (@m_grill) May 27, 2021
der Kassenärztlichen Vereinigung die blanke Zahl der Tests zu nennen und schon bekommt man das Geld (18 Euro pro Test) überwiesen. Gemeinsame Recherche von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung (6/6) https://t.co/m6J3YccrmH
— Markus Grill (@m_grill) May 27, 2021
Das sagen andere User:
Wirklich überrascht scheint niemand zu sein. Die Wut ist in den Kommentaren allgegenwärtig. Das Ausmaß dieses Skandals lässt sich im Moment aber noch schwer erfassen. Hier wird mit Sicherheit noch eine offizielle Untersuchung nötig sein. Viele Userinnen und User bemühen sich deswegen um eine persönliche Einordnung. Einige sehen darin Vorsatz und verweisen auf die vorangegangen Skandale der Union, andere sehen darin einen weiteren Beweis für die Inkompetenz der Bundesregierung in der Pandemie. Ein paar Reaktionen haben wir hier für euch gesammelt.
18€ pro Test. Kein Nachweis der echten Testung notwendig.
Jeder Depp kann seinen Laden zum Testzentrum umetikettieren.Ich wurde in einem ehemaligen Bordell getestet – und es war ein Witz.
Wie kann das in einem Land passieren, in dem die Höhe der Rasenkante kontrolliert wird?
— Bastian Bielendorfer (@BBielendorfer) May 27, 2021
Die legale Lizenz zum Gelddrucken – alles wie befürchtet, alles mit Vorhersage, alles wie immer – das ist staatlich organisierter Raub. Das ist Staats-Korruption. Und wir alle blechen dafür.
— Dr. Wu (@Dok_Wu) May 27, 2021
Warum nur muss ich da gleich wieder an den Apotheker denken, der bei der Recherche von WDR, NDR und SZ zur von Spahn eingestielten kostenlosen Abgabe der FFP2-Masken durch Apotheken sagte: „Wir haben uns dumm und dämlich verdient.“
— Ronny (@ronnylicious) May 27, 2021
Hab ich das richtig verstanden, die melden falsche Zahlen und mehr abkassieren zu können und haben sich so insgesamt eine Milliarde Euro vom Staat/Steuerzahler ergaunern können? Wie konnte so was denn schon wieder passieren?
— gehirnrissig (@gehirnrissig) May 27, 2021
Wenn man Geldrittern den Schlüssel zur Schatzkammer gibt, sollte man sich nicht wundern, wenn die dort aufräumen und plötzlich neue Rüstungen, Pferde und Schlösser haben. Ein Fall für die Staatsanwaltschaften. Das ist krasser, widerwärtigster Sozialbetrug.
— Henning T. (@HenningT6) May 27, 2021
Ich sage es seit Wochen:
Das Schnelltest-Fiasko wird den Coronahilfen-Betrug und den Masken-Apotheken-Skandal weit in den Schatten stellen.
Das waren Peanuts. https://t.co/DHcBwMCR8S— linuzifer (@Linuzifer) May 27, 2021
mittlerweile gibt es offenbar mehr schnelltest-zentren als jemals bubble-tea-shops.
— schönungsdroge (@schoenungsdroge) May 27, 2021
Wenn der Typ an der Kasse vom McSushi mir die Stäbchen noch kurz links und rechts in der Nase rumdreht- dann kann er das aber schon als Corona-Test abrechnen, oder, @BMG_Bund ?#TestGate
— Micky Beisenherz (@MickyBeisenherz) May 28, 2021
Danke für eure Aufmerksamkeit, wir haben noch diesen passenden Thread hier für euch verlinkt: