Thread: Gab es in eurem Leben etwas, das ihr euch selbst nicht eingestehen wolltet?
Jeder Mensch macht im Laufe seines Lebens völlig unterschiedliche Phasen und Entwicklungsschritte durch. Viele von uns werden wohl ein Lied davon singen können, dass man das eine oder das andere im Rückblick sicherlich anders gemacht hätte, aber das Leben besteht nun einmal zu einem Hauptteil darin, Entscheidungen zu treffen. Täglich und eigentlich immerzu, manchmal schwierige, manchmal leichte. Und diese Entscheidungen beruhen zu großen Teilen auf unseren eigenen Erfahrungen, Annahmen und Weltbildern, die sich durchaus ändern können und sollen. Denn machen wir uns nichts vor: Gegenüber sich selbst etwas einzugestehen, womöglich gar Fehler oder Schwächen, gehört häufig zu den nicht ganz so einfachen Tätigkeiten. Für alle, die dies nur zu gut kennen, haben wir den folgenden Thread von @gerechtGericht aufbereitet.
Gab es in Eurem Leben etwas, das Ihr Euch selbst – vielleicht zu lange – nicht eingestehen wolltet?
Bei mir war es die – späte – Einsicht, dass ich in so ziemlich allem (und trotz anderweitiger Beteuerungen meiner befangenen Eltern) völlig durchschnittlich bin.
Und bei Euch so?
— Judgement Day 💙💛 (@gerechtGericht) April 12, 2022
Naja, als Kind hieß es, ich könne so vieles sooo gut und sei sooo besonders. Am Ende war es eben schulisch und sonst nur für Standard gereicht. Ich werde die Welt nicht verändern/retten. Ich werde keinen Nobelpreis kriegen und nicht in die Geschichte eingehen 🤷
— Judgement Day 💙💛 (@gerechtGericht) April 12, 2022
Es ist okay!
Drei Dinge:
1. Dass ich besser bin, als meine Eltern mir zugestehen wollten. War ein langer Prozess.
2. Dass ich trotz meiner Depressionen okay bin.
3. Dass ich in vielem ein Freak bin 🤣, aber auch das ist okay.— Jariki 🇪🇺 Giliathglin (@AssmusDaniela) April 12, 2022
Dass ich ohne Antidepressiva meinen Alltag halt einfach nicht schaffen kann.
— yvonne. (@FrauBadbits) April 12, 2022
Es ist nie zu spät
Wie groß das Ausmaß eines einzelnen Rauchers auf sein Umfeld ist. Ich hab früher drauf gesch*, wer wo um mich rum war und hab geraucht wie es MIR passte. Heute, als absoluter Nichtraucher, schäme ich mich nach Jahren immer noch und mag Raucher gar nicht.
— misslang (@misslang11) April 12, 2022
Dass ich erst mit 50 Jahren verstanden habe, dass meine Eltern mich jahrelang physisch und psychisch misshandelt haben und ich deshalb einen Ballast mit mir trage. Diese späte Erkenntnis (die ich nie wahr haben wollte) hat mich den Kontakt endlich abbrechen lassen.
— Markus 🕊🇺🇦🕊 (@almighty_de) April 12, 2022
Also bei den Themen Klimakrise und Pandemiebekämpfung schon mal eher nicht
Ich dachte früher immer, dass Deutschland im internationalen Vergleich eine Vorbildfunktion einnehmen kann, was viele Bereiche angeht. Inzwischen wird mein Bild dahingehend kontinuierlich schlechter, je mehr ich mich mit Politik beschäftige.
— Leon Haselbach (@LeonHaselbach) April 12, 2022
Menschen sind unterschiedlich – und das ist auch verdammt gut so
Dass ich gar nicht mutig genug bin für einen längeren Aufenthalt im Ausland, dass mich die ungewollte Kinderlosigkeit tiefer getroffen hat als gedacht und dass ich mein 0815-Leben mit Haus, Mann, Hund sehr arg liebe.
— Frau Be (@FrauBe) April 12, 2022
Auch, wenn es manchmal echt schwer ist: Lass(t) die Leute reden!
Dass ich keine eigenen Kinder möchte. Auch nicht, wenn Oma noch 20x sagt dass ich ja so gut mit Kindern kann, und es Verschwendung sei, und egoistisch. Ja, ist so, aber das ist ok. Wir haben das Bonuskind, ich liebe sie sehr, aber sie reicht. Ich bin auch ohne Kinder „genug“.
— Lockenköpfchen (@Mumpfkotz) April 12, 2022
Es hat sich was bewegt
Dass ich Sportsüchtig war. 7 Tage die Woche – 2x am Tag.
Morgens Cardio, abends Kraft. Richtig krankhaft. Plus kurz vor einer Essstörung war.Heute hab ich ein gutes Gefühl für die richtige Menge an Sport und essen ist Liebe. Egal was & wie viel.y
— Frau Vorsitzende 👩🏼⚖️ (@thediaryof_f) April 12, 2022
Das Traurige daran: Zwar eigentlich der richtige Weg, aber leider viel zu oft viel zu schmerzhaft
Ich gehe trotz meines Jobs und vieler Enttäuschungen privat immer wieder völlig naiv und mit offenem Visier auf Andere zu. Ich bin auf der emotionalen Ebene völlig dämlich.
— Aimee Valeur (@AimeeValeur) April 12, 2022
Auch eine Erkenntnis: Sich zugestehen, dass man Hilfe benötigt und diese (endlich) in Anspruch nehmen
Dass ich (wahrscheinlich) ADS habe, durchaus Schwierigkeiten habe damit umzugehen und zeitnah eine Therapie brauche.
— Johannes 💙💛 (@JRehborn) April 12, 2022
Und Geschlechterrollen sind eh sowas von vorgestern
Ich nicht kompatibel mit dem, was üblicherweise von einem Mann in unserer Gesellschaft erwartet wird.
Gleichzeitig habe ich gelernt, dass es sogar Partnerinnen gibt, die das völlig ok finden.
— 🐾 AL Ж 1328 🐾 (@ALeinfachnurAL) April 12, 2022
Herzlichen Glückwunsch!
Bei mir war es das ich schon immer so herumlaufen wollte und es erst mit der richtigen Frau an meiner Seite eingestehen konnte. pic.twitter.com/Lw5CJ3ZYgN
— Mimpi in Wonderland (@ginzimania) April 12, 2022
Dass ich trans bin. Ich habe knapp 40 Jahre ganz ok als Mann gelebt, ohne das überhaupt zu hinterfragen. Ich habe es so gut vor mir verborgen, dass ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen bin. Bis dann das „hier stimmt irgendwas nicht!“-Gefühl nicht mehr zu ignorieren war.
— Johanna J. (@hanna_unterwegs) April 12, 2022
Darüber hat niemand anders zu urteilen als man selbst
Dass ich, trotz anderweitiger Beteuerungen meiner Mutter, ein liebenswerter Mensch bin.
— Perlenzwerg (@perlenzwerg) April 12, 2022
Dürften so einige nur zu gut kennen
Dass ich keine Disziplin habe. Ich fange begeistert alles an und dann langweilt es mich.
Ich habe so viele mega geile Projekte in der Schublade, angefangen aber keines ist fertig.— Billa (@ThieleSybille) April 12, 2022
😪
Das ich körperlich und seelisch am Ende bin nach 22 Jahren Pflege meiner Mutter, sie starb Ende Januar diesen Jahres… aber ich hätte sie nochmal so lange gepflegt, wenn ich gedurft hätte 😔
— Jo Ga (@JoergBS) April 12, 2022
Wer sagt, was schön ist?
Das auch ein nicht normkonformer Körper schön sein kann. Ich hab Lipödem und meine Beine sind einfach anders.
— Róka (@FrauKaprizioes) April 12, 2022
Im Nachhinein ist man (fast) immer schlauer
Das ich behindert bin, einen Pflegegrad habe und erwerbsunfähig. Und dass das völlig okay ist.
Mir wäre viel Leid erspart geblieben, wenn ich das früher akzeptiert hätte und keine sinnlosen Kämpfe gegen mich selber geführt hätte.— Einhorn ein.ZIG.Artig (@einZIGartig_ME) April 12, 2022
Sollten wir uns nicht alle dafür entscheiden?
Dass ich einfach nicht die mentale Kraft habe, meinen Möglichkeiten entsprechend beruflich erfolgreich zu sein.
Ich kann nur erfolgreich oder glücklich. Ich hab mich für glücklich entschieden.— einaffi (@einaffi) April 12, 2022
Klingt einfach, ist es jedoch meist ganz und gar nicht
Dass man etwas eine gewisse Zeit verdrängen, aber nicht entkommen kann. Wenn man wirklich glücklich werden will, muss man sich dem stellen und irgendwie verarbeiten.
— Ulla Topfentrulla (@topfentrulla) April 12, 2022
Die folgenden Menschen haben ihre Entscheidung hoffentlich nicht bereut: