Thread: Eine schöne Begegnung
Ob Berlin, Hamburg, Frankfurt, Köln oder München: Als Großstadtbewohner stumpfen die meisten Menschen irgendwann für das ab, was sie in ihrem Alltag sehen und erleben. Kopfhörer auf, Augen schließen und alles um sich herum vergessen. So verständlich das in unserer stressigen Welt mit ihren Herausforderungen einerseits ist, um so wichtiger ist es jedoch auch, den Blick nicht für diejenigen zu verlieren, die unsere Hilfe wollen und brauchen. Die interessantesten Begegnungen macht man nämlich immer dann, wenn man sich auch mal aus seiner Komfortzone hervorwagt und versucht, seinen Mitmenschen zu helfen. Gilt übrigens nicht nur für Großstädte. Die Twitteruserin @seulenocke liefert uns mit dem nun folgenden Thread das perfekte Beispiel. Aber lest selbst.
Ich steige in Spandau in die S-Bahn, die in ein paar Minuten losfahren soll. Ein junger Mann steigt ein und obwohl fast der ganze Wagen leer ist setzt er sich mir gegenüber in den 4er.
Er fragt, mehr mit Händen und Füßen als mit Worten, ob ich ihm helfen könne. Ich?— Seulenocke (@seulenocke) April 4, 2022
Er sagt, er habe einen Brief. Mein erster Gedanke ist, dass es ein Brief mit der Bitte um Spenden ist. Es ist ein Gebührenbescheid über mehrere 100€ für einen Krankenhaustransport den er bezahlen soll. Ob ich ihm erklären kann was in dem Brief steht. Ich vertiefe mich, frage,
— Seulenocke (@seulenocke) April 4, 2022
ob er krankenversichert sei. Er zeigt mir seine Versichertenkarte. Kurzerhand schreibe ich in meinem Handy einen Widerspruch gegen den Bescheid, lasse mir seine Emailadresse geben und schicke ihm das Schreiben per Mail. Ich versuche ihm klar zu machen, dass es per Post gesendet
— Seulenocke (@seulenocke) April 4, 2022
werden muss. Er versteht nicht, ich kann es nicht besser erklären. Während ich einen Tweet schreibe mit der Bitte dass sich jemand der Deutsch-arabisch übersetzen kann melden möge fällt ihm eine Frau mit Hijab die uns gegenüber sitzt ins Auge. Er spricht sie an, sie ist
— Seulenocke (@seulenocke) April 4, 2022
misstrauisch, so wie ich im ersten Moment. Wir erklären beide, in Arabisch und Englisch, was wir von ihr wollen. Als sie verstanden hat wird sie lebhaft und ist total hilfsbereit. Nun erkläre ich auf englisch die ganze Sache, sie erklärt ihm auf arabisch. Schön ist es, zuzusehen
— Seulenocke (@seulenocke) April 4, 2022
wie beide innerhalb kürzester Zeit auftauen. Das Gespräch geht eine Weile im babylonischen Dreieck hin- und her. Als der junge Mann seine Haltestelle erreicht hat bedankt er sich sehr und geht seiner Wege. Die Frau erzählt mir, dass die beiden unterschiedliche arabische Dialekte
— Seulenocke (@seulenocke) April 4, 2022
sprechen. Aber es ging wohl trotzdem mit der Verständigung. Ich bin viel zu weit gefahren und springe am nächsten Halt aus der Bahn um zurück in Richtung meines Ziels zu fahren. Leider habe ich vergessen, die Frau nach ihrem Namen zu fragen. Aber es war eine schöne Begegnung.
— Seulenocke (@seulenocke) April 4, 2022
Das sagen andere User:
Es kann so einfach sein zu helfen und dabei auch noch euren eigenen Tag aufwerten. Es wäre schön, wenn mehr Menschen mit offenen Augen und offenem Herzen durch den Großstadtdschungel gehen bzw. fahren würden. Ein paar der treffendsten Tweets und Kommentare auf den Thread haben wir hier für euch gesammelt.
Danke für den Hinweis. Leider ist mir auf die Schnelle nichts eingefallen, ich war schon 13 Stunden unterwegs und matschig im Kopf. Und ich hatte Zeitdruck, weil ich nur ein paar Stationen hatte bis ich umsteigen musste. Bin dann ja aber noch ein ganzes Stück weiter gefahren
— Seulenocke (@seulenocke) April 6, 2022
Ich hab letztens auch zwei Arabern durch den Bahndschungel geholfen, weil es Störungen mit Ersatzverkehr gab. Ich hab da Google translate genutzt, also auf deutsch geschrieben und sie haben dann die arabische Übersetzung gelesen. Es war eine tolle Erfahrung ♥️♥️
— Rhena (🦠📱) (@Reahnnaya) April 6, 2022
Wow ich bewundere das was du getan hast, ich wäre total überfordert gewesen
— Angsthäschen🖖 (@Angsthschen4711) April 5, 2022
So muss das. Würde jeder nur ein wenig davon umsetzen, würde die Welt heilen. Danke.
— 🇪🇺🇺🇦 Astrid aka *Frau Pupsiknuffel* (@Infinytii) April 6, 2022
Warum können nicht alle Menschen so sein, wie in Ihrem berührenden Beispiel! Ein Licht in dunkler Nacht! Eine kleine Hoffnung in echt beschissenen Zeiten.
You made my day!— robbi034 (@robbi0341) April 5, 2022
Wow, das ist gelebte Hilfsbereitschaft und Völkerverständigung 💓
— Anna 🇺🇦 (@annaberta1981) April 6, 2022
Ich möchte anmerken, dass ich es ebenfalls total toll finde, dass er sich getraut hat, um hilfe zu bitten! Schöner verlauf!
— Tanikin (@Brin22794941) April 6, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend dazu hätten wir noch das: