Thread: Ein harmloser Name

Manuela Jungkind 12.07.2023, 10:32 Uhr

Es klingt erst einmal wie ein typischer stadtplanerischer Fachbegriff, altbacken, trocken und ein bisschen diffus: defensive Architektur. Damit sind nicht Stadtmauern oder Wehrtürme gemeint, sondern Gestaltungen und Maßnahmen im öffentlichem Raum, die dazu bestimmt sind, sogenannte „unerwünschte Aktivitäten“ zu verhindern. Und wenn wir schon dabei sind, das Kind beim Namen zu nennen, dann lasst es uns ganz direkt tun: Wir reden hier von Anti-Obdachlosen-Architektur.

Spikes auf Oberflächen, Bänke, deren Sitzflächen durch Armlehnen unterbrochen sind, oder runde Sitzstangen, auf denen man unmöglich länger verweilen kann. Wie deutlich kann eine Gesellschaft ihrem äußersten Rand sagen, dass er nicht willkommen ist? Das Perfide an diesen Maßnahmen ist, dass sie bisweilen auf den ersten Blick einladend wirken. Auf den zweiten jedoch geht es darum, diejenigen aus dem öffentlichen Stadtbild zu halten, die durch das System gerutscht sind. Also die Menschen, die uns an die unbequeme Wahrheit erinnern, dass das liberale Heilsversprechen nicht für alle realistisch ist.

Um die Zusammenhänge feindlicher Architektur geht es auch im folgenden Thread von @sonja_weihrauch.

Fazit und Reaktionen:

Wenn ihr zum ersten Mal von diesem Thema gehört habt, dann heißt das natürlich nicht, dass ihr ignorant seid. Sehr wohl allerdings zeigt es das Privileg auf, sich noch nie gefragt zu haben, wo man die nächste Nacht verbringt. Einen sicheren, trockenen und im besten Fall warmen Ruhe- oder Schlafplatz zu finden, ist für verarmte Menschen ohne Zuhause eine Herausforderung. Dass wir als Gesellschaft diesen Anblick und das damit einhergehende schlechte Gewissen irgendwie umgehen möchten, ist auch nachvollziehbar. Allerdings löst die Vertreibung von Obdachlosen das Problem nicht, sondern verschiebt es nur in unsichere Bezirke. Was Menschen ohne Wohnsitz dagegen wirklich helfen würde, wären Unterstützungsangebote, die ihnen ein Leben in Würde zurückgeben. Genau deswegen dürfen wir die Augen vor diesem Problem nicht verschließen. Darin waren sich auch die Twitteruser*innen einig.

So oder so, eine Änderung zum Besseren

Es scheint so

Eigentlich klar

Das ist Teil des Problems

Hinsehen ist schwieriger als wegsehen


Dabei ist es doch gar nicht so schwer:

Thread: Menschlichkeit, so einfach!

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