Thread: Ein Einsatz, den ich nie vergessen werde
Wer im medizinischen Bereich arbeitet, tut dies nicht wegen der „üppigen“ Bezahlung, der „flexiblen“ Arbeitszeiten oder wegen des besonders großen Ansehens. Es ist für viele, die ihn ergreifen, kein Beruf im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr eine Berufung. Es geht ihnen darum Menschen zu helfen, Leben zu retten und Leid zu lindern. Retter und medizinisches Fachpersonal stehen im Dienste der Gesellschaft und ihrer Patienten. Ohne sie läuft in unserem Land nichts. Wem das grundlegende Konzept der Empathie fremd ist, kann ihre Motivation vermutlich nicht wirklich nachvollziehen. Aber vielleicht hilft ja der nun folgende Thread von @tlandinger ein bisschen dabei, der darin einen Notarzteinsatz beschreibt, an den er noch lange zurückdenken wird. Aber lest am besten selbst.
Vor einer Weile hatte ich einen #Notarzt|einsatz, den ich nie vergessen werde: Thread 🧵👇
Wir werden ans andere Ende der Stadt alarmiert, zu einer #Reanimation. Mist, lange Anfahrt, das ist schonmal nicht so gut. Als wir ankommen, stellt sich raus, dass immerhin (1/x)— Timon Landinger (@tlandinger) February 16, 2022
der Rettungswagen schon ziemlich früh da war. Die Patientin liegt mitten auf der Straße, hat bei unserem Eintreffen im EKG eine Nullinie. Beatmung klappt soweit ganz gut, wir legen einen i.v.-Zugang, geben Adrenalin, und tatsächlich haben wir 10 Minuten lang wieder (2/x)
— Timon Landinger (@tlandinger) February 16, 2022
einen leidlich stabilen Kreislauf. Wir melden die Patientin in einem Schockraum, also einem Versorgungsbereich für Schwerverletzte/-kranke an und bestellen ein Löschfahrzeug mit einem mechanischen Reanimationsgerät, falls es während des Transports zu einem neuerlichen (3/x)
— Timon Landinger (@tlandinger) February 16, 2022
Kreislaufstillstand kommt, was leider kurz darauf eintritt. Außerdem ist die nächste Klinik mit Versorgungskapazitäten auf der anderen Seite der Stadt… wieder eine lange Fahrt. Alle paar Minuten halten wir irgendwo mitten auf der Straße an, um kurz ein ruckelfreies EKG (4/x)
— Timon Landinger (@tlandinger) February 16, 2022
abzuleiten. Und tatsächlich – kurz vor Übergabe im Schockraum haben wir zu unserem EKG, das schon länger nicht ganz schlecht ausschaut, auch einen kräftigen Puls. Immerhin, das macht das Umlagern auf die CT-Liege deutlich einfacher. (5/x)
— Timon Landinger (@tlandinger) February 16, 2022
Außer dass der pH in der ersten Blutuntersuchung der Patientin schon sehr niedrig war – ein Zeichen für den Sauerstoffmangel in verschiedenen Geweben und Organen, und prognostisch nicht unbedingt gut – bekomme ich leider wie so oft nicht viel vom weiteren Verlauf mit (6/x)
— Timon Landinger (@tlandinger) February 16, 2022
Wir springen einen guten Monat in die Zukunft: ich arbeite mittlerweile vorübergehend in einem anderen Klinikum, bekomme morgens meine Patient*innen für den OP übergeben und traue meinen Ohren kaum: die oben beschriebene Patientin wurde mittlerweile zu uns verlegt und soll (7/x)
— Timon Landinger (@tlandinger) February 16, 2022
zahlreiche gebrochene Rippen versorgt bekommen, zu denen es damals gekommen ist. Als wir uns wiedersehen ist die Freude groß 🥳 Nach der OP treffen wir uns auf Station, ich erzähle, was damals passiert ist, und die Patientin – ohne nennenswerte neurologische Schäden – (8/x)
— Timon Landinger (@tlandinger) February 16, 2022
hört interessiert zu. Es wird gescherzt, ich komme ihrer Bitte um ein paar Erinnerungsfotos nach und wir wünschen uns alles Gute 🤗💚 #CPRsaveslives
Danke fürs Mitlesen!
— Timon Landinger (@tlandinger) February 16, 2022
Das sagen andere User:
Gott sei Dank ist alles gut gegangen! Dieser Einsatz wird allen noch lange in guter Erinnerung bleiben. Die treffendsten Kommentare und Reaktionen darauf haben wir hier für euch gesammelt.
Mega. Freu ich mich immer mit 😄
Leider superseltene Einzelfälle. Gefühlt werden die erfolgreichen Reanimationen in den letzten Jahren trotzdem etwas mehr, hat sich ja auch viel getan.
Danke für den Bericht! 👍🏻— Intensivdoc (@narkosedoc) February 17, 2022
So ein unerwartetes Wiedersehen mit einem Patienten hatte ich mal nach 2 Jahren im OP zur Narkose:
„Hallo, ich bin die Narkoseärztin, ich passe ab jetzt auf sie auf. Oh, sie sind schon mal reanimiert worden, steht da… Moment, von mir!“
Das war ein wirklich schöner Augenblick! 😊— Narkosemutti back @ work (@Narkosemutti) February 16, 2022
das sind die Erfolgserlebnisse welche unsere Arbeit so wertvoll machen und die man auch nie vergisst 😊
— Goldkehlchen (@lastwomanhero) February 16, 2022
Ich habe 5 Jahre nach der Geburt meines Sohnes auf einer Geburtstagsfeier d e n Arzt wiedergesehen, der ihm das Leben gerettet hat. Wir haben lange geredet und ich konnte kaum in Worte fassen, wie dankbar ich ihm bin.❤️
— Minna (@makrotussi) February 17, 2022
Ich bin vor mehreren Jahren 7 Meter tief durch ein Industriedach gefallen. Der damalige Rettungssani ist jetzt mein Nachbar ^^
— 𝐝𝐚𝐭 𝐋𝐮𝐢 – Team Dihydrogenmonoxid (@dat_Lui) February 17, 2022
In 3 Wochen jährt sich eine OP an mir zum 2. Mal. Sie hat mein Leben auf jeden Fall verbessert. Solche Berichte motivieren mich, der Operateurin einen Dankesbrief zum Jubiläum zu schreiben. Hoffentlich freut sie es so wie mich (-:
— Chris (@newerbeard) February 17, 2022
💛 Mein Papa ist auch ein Überlebender eines Herzstillstands ohne jegliche neurologische Schäden. Ich realisiere erst so langsam, welches Glück er hatte. Leider konnten wir dem Rettungsteam nie danken, da nicht bekannt. Aber der Ersthelfer wird regelmäßig per SMS gegrüßt.
— Phoenix Des Nordens (@NordensPhoenix) February 17, 2022
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! Um einen denkwürdigen Einsatz geht es auch in diesem Beitrag hier: