Thread: Distanzunterricht als große Chance
Lange wurde der Präsenzunterricht als eine Art heiliger Gral verteidigt. Bis zuletzt bestanden die Kultusminister der Länder darauf, dass die Schulen offenbleiben müssen. Und auch jetzt wird wieder diskutiert, die Schulen so schnell wie möglich wieder zu öffnen. Denn angeblich ist der Distanzunterricht nur eine Notlösung, die so schnell wie möglich wieder beendet werden muss, weil er sich negativ auf die Lernleistung der Schülerinnen und Schüler auswirkt. Aber stimmt das denn? Die Lehrerin @Miss_teached hat ihre Erfahrungen damit in dem nun folgenden Thread zusammengefasst und kommt zu einer überraschenden Erkenntnis.
Ich habe gestern und vorgestern mit jedem meiner Schüler ein Einzelgespräch geführt, um mit Ihnen über ihre Entwicklung zu sprechen. Mehr als die Hälfte hat mir zurück gemeldet, dass sie im Distanzunterricht mehr tun und lernen als in der Schule. Woran das m.M. nach liegt?
— Miss Teached (@Miss_teached) January 21, 2021
Die meiste Arbeit erfolgt in Einzelarbeit, während in der Schule v.a. Gruppenarbeit beliebt ist. In Gruppen hat der einzelne weniger zu tun aber eben auch mehr Chancen, andere für sich denken und arbeiten zu lassen.
— Miss Teached (@Miss_teached) January 21, 2021
Klar, für mich ist es endlos viel mehr Arbeit, 24 Arbeiten nachzusehen, als nur z.B. 6 Gruppenarbeiten. Aber ehrlich? Ich sehe das grad als eine große Chance, viel mehr aus den SuS herauszuholen als bisher. Schade, dass das leider eine unpopuläre Meinung ist.
— Miss Teached (@Miss_teached) January 21, 2021
Ja, es waren auch Schüler dabei, die derzeit Probleme haben, sich zu motivieren, aus dem Bett zu kommen, ihre Arbeit zu strukturieren. Die meisten waren weder angezogen noch gekämmt, als ich mit ihnen sprach. Aber sie sind sich dessen bewusst und waren bereit, auf meine
— Miss Teached (@Miss_teached) January 21, 2021
Ratschläge einzugehen, sich an den normalen Stundenplan zu halten, einen Wecker zu stellen, jeden Morgen ein kleines Tagesziel zu setzen und abzuarbeiten. Anderes zu vertagen. Einen Kalender (Bullet journal 😍) zu führen. So mache ich es auch. Es hilft.
— Miss Teached (@Miss_teached) January 21, 2021
Ich lerne Schüler grad nochmal von einer ganz anderen und privateren Seite kennen und sie mich auch. Und heißt es nicht „Bildungsarbeit ist Beziehungsarbeit”? Das zumindest funktioniert auch in Distanz echt nicht so schlecht.
Naja. Wie gesagt. Unpopulär. 🧡
— Miss Teached (@Miss_teached) January 21, 2021
Das sagen andere User:
Ich hab ebenfalls ne Klasse die im Präsenzunterricht total tranig ist aber online die Aufgaben quasi verschlingt und Videounterricht fordert. Komische Sache.
— F this S! (@njsyndicate) January 21, 2021
Durch den Onlineunterricht bleibt eine gewisse Tagesstruktur, jedoch ist das unabgelenkte Arbeiten, weil kein Sitznachbar hier quatscht, absolut von Vorteil. Allerdings möchte das eine Kind (10) nur das Nötigste tun, das Andere (6) bettelt um Arbeit. Auch doof irgendwie.
— KrähemitRabe (@herzkraehe) January 21, 2021
Meiner (15J. )geht zwar sehr gern zur Schule, ist aber zu Hause besonders motiviert. Er selbst sagt, dass es daran liegt, dass die Lehrer sich die Hausaufgaben dann auch wirklich angucken und nicht nur schauen, ob sie gemacht sind (mit evtl. einigen Stichproben).
— Antje (@lopi1975) January 21, 2021
Ich sehe das für die Grundschule ähnlich. Innerhalb von zwei Wochen habe ich einen viel besseren Eindruck vom Lernstand meiner Schüler und kann Baustellen rückmelden. Allerdings liegt das daran, dass ich in der Schule nicht jeden Tag 28 Haus(Aufgaben) einsammeln kann. Zusätzlich.
— Mareilie (@Mareilie) January 21, 2021
Sehe hier Distanzunterricht als sehr produktiv (Mittelstufe Gym): mehr Konzentration, individuelles Tempo. Besonders toll: durch Breakout Rooms schnell auch Gruppenarbeit zu Themen (sogar per Zufallsgenerator) ohne Lärm, Platzwechsel etc.
— Tina (@TinaXentina) January 21, 2021