Christian Lindner kritisierte vor ein paar Tagen die Bundesregierung beim Thema Future Mobility, die Festlegung auf Elektromobilität reiche nicht. Er brachte synthetische Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren wie z.B. Wasserstoff und Brennstoffzelle als klimafreundliche Alternativen ins Spiel.
Warum das problematisch und eigentlich gar nicht so klimafreundlich ist, hat @DerAuenlaender, seines Zeichens Naturwissenschaftler und damit ein echter Profi, im nachfolgenden Thread wunderbar erklärt.
https://twitter.com/DerAuenlaender/status/1115544020099506177
CL tut so, als gäbe es (mindestens) 4 disjunkte Technologien: E-Mobility, Verbrenner mit synthetischen Kraftstoffen, Wasserstoff und Brennstoffzelle. Da kommt schon sehr viel durcheinander, weil er grob gesagt Speichertechnologie und Antriebstechnologie vermischt.
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
Ein Auto kann – realistisch – durch zwei mögliche Antriebe fortbewegt werden sowie durch Kombinationen derselben (Hybrid): Elektromotoren oder Verbrennermotor („Verbrennungskraftmschine“).
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
Der Verbrennermotor wird heutzutage meistens mit Benzin oder Diesel, manchmal Erd- oder Autogas angetrieben. Er kann aber auch etwa mit Wasserstoff oder Kraftstoffen wie Ethanol angetrieben werden.
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
Ethanol oder Wasserstoff finden wir nicht wie Öl im Boden, wir müssten sie synthetisieren. Das fällt dann beides m.E. unter „synthetische Kraftstoffe“. Zu dem Sinn dieser Technik später mehr…
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
Elektromotoren bekommen ihre elektrische Energie entweder aus einer Batterie, einem Generator an einem Verbrennermotor (Hybrid mit „Range Extender“) oder aus einer Brennstoffzelle. Letztere ist also gerade KEINE Alternative zum Elektroauto!
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
Der in heutigen Brennstoffzellen fast immer eingesetzte Brennstoff ist übrigens wiederum Wasserstoff, da gibt es also auch eine gewisse Überschneidung.
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
Wenn wir vom klassischen, Erdölprodukte verbrennenden Auto wegwollen, müssen wir die Energie, die unser Verkehr braucht, vorher „erzeugen“ (pyhsikalisch sehr sloppy, ich weiß), weil wir sie nicht mehr aus dem Boden bekommen.
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
Das wird in den meisten Fällen bedeuten: Wir müssen elektrische Energie in irgendeiner Form (oft chemisch) speichern. Dabei gibt es zwei Fragen zu beantworten: 1. In welcher Form soll sie abgerufen werden – per Elektro- oder Verbrennermotor?
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
Und 2., darauf aufbauend: Wie soll sie gespeichert werden: In einer Batterie (für einen Elektromotor) oder als „Brennstoff“ für einen Verbrennermotor oder eine Brennstoffzelle?
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile, manchmal sind Kombinationen das beste, etwa ein Brennstoffzellenauto, das noch einen Akku besitzt. Aber eins ist zum jetzigen Zeitpunkt Fakt:
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
Auch synthetische Kraftstoffe für Verbrenner sind kein Wundermittel. Die (elektrische) Energie für die Synthese muss ja irgendwoher kommen, und sie soll CO2-neutral sein, sonst gewinnen wir nicht.
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
Vor allem aber ist der Wirkungsgrad dieser Technik auf absehbare Zeit grottenschlecht. Es ist also weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll, damit die Welt retten zu wollen. Gerade kurzfristig (= bis zum kritischen Punkt 2035) bringt das nix.
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019
tl;dr: Die „Alternativen“ von CL zum E-Motor sind zum Teil gar keine Alternativen, sondern nur Varianten (Brennstoffelle, auch mit Wasserstoff) oder aber können uns auf absehbare Zeit nicht helfen (synthetische Kraftstoffe für Verbrenner, zu denen auch Wasserstoff zählen kann).
— Johannes L. Scheller (@DerAuenlaender) 9. April 2019