Thread: Die De-facto-Abschaffung der PCR-Tests in Schulen
Gerne würde wir an dieser Stelle mal eine gute Nachricht zum Thema Schulbetrieb in Zeiten von Corona vermelden, aber das liegt leider nicht in unserer Hand. Die Zahl der Neuinfektionen ist weiterhin jenseits von gut und böse. In manchen Altersgruppen ist sogar schon das Vierfache der gesamtdeutschen Inzidenz erreicht, die sich bereits über der Marke 1.000 eingependelt hat. Bis auf wenige Ausnahmen halten die meisten Bundesländer aber weiter an der Präsenzpflicht fest, während sie im gut belüfteten Bundestag für die Parlamentarier ausgesetzt wird. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wurden mit den neuen Quarantäneregelungen und der PCR-Priorisierung die letzten Hürden der ohnehin schon voranschreitenden Durchseuchung an den Schulen aus dem Weg geräumt. Daniel Witte hat in dem nun folgenden Thread zusammengefasst, was das für Eltern und Kinder bedeutet, und bestätigt damit das, was viele von uns schon länger befürchtet haben. Das finden wir unerträglich.
Die De-facto-Abschaffung der PCR-Tests in Schulen in NRW – des letzten überhaupt noch verbleibenden Schutzes gegen die Durchseuchung der in den Präsenzunterricht gezwungenen Schüler:innen – ist ein politischer, gesellschaftlicher und moralischer Dammbruch. 1/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
Aber sie ist eingebettet und wird toleriert von einer Bundespolitik, die vor der Pandemie längst kapituliert hat. Damit setzt sich nun in dem sehr großen Teil der Bevölkerung, der sich zwei Jahre lang vorsichtig und solidarisch verhalten hat, sukzessiv die Einsicht durch, 2/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
dass zentrale Akteur*innen der Pandemiebekämpfung schlicht resigniert haben, während andere ganz gezielt und gegen den Willen der meisten Betroffenen auf Durchseuchung hinarbeiten – um die Pandemie mit Gewalt zu beenden, weil es nach Abzug aller Nebenkosten 3/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
klientelpolitisch und ökonomisch opportun scheint. Für die oder den Einzelne:n läuft es indes letztlich auf das Gleiche hinaus: Rette sich, wer kann. Eine Gesellschaft aber, die ihre Mitglieder derart demonstrativ-hilflos Partikularinteressen opfert, nimmt notwendig Schaden. 4/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
Es ist mittlerweile für immer mehr Menschen unübersehbar, dass sich die neue Bundesregierung genau wie ihre Vorgängerin unter dem Druck zweifelhafter Meinungsbilder u. vermeintlicher Interessenskonflikte in inkonsistente, inkohärente, immer erratischere Symbolpolitik flüchtet; 5/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
dass scheinbar niemanden mehr ernsthaft kümmert, wie mit der dramatischen aktuellen Entwicklung umgegangen werden könnte; und dass zu allem Überfluss nun auch noch offen kontraproduktive Maßnahmen ergriffen werden – 6/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
Quarantäneverkürzung und -einschränkungen, Begrenzung von PCR-Tests, weitgehende Aufgabe der Nachverfolgung etc. Alle diese “Maßnahmen” reagieren auf offensichtlich defizitäre, unterfinanzierte Infrastrukturen, aber statt auch nur den Versuch zu machen, 7/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
diese schnell und beherzt auszubauen oder pragmatische Alternativen zu entwickeln „lässt man es einfach laufen“ und verweist allerseits – vom Bundeskanzler über die Gesundheitsämter bis zu den Schulklassen und Arbeitsplätzen – immer nachdrücklicher auf „Eigenverantwortung“. 8/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
Der Horizont politischen Handelns ist damit längst auf die Verhinderung von worst case scenarios eingeschrumpft; der Rest ist zynisches, neoliberales Staatsversagen. 9/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
Die Konsequenz allerdings ist, dass immer mehr Menschen nicht lediglich das Vertrauen in die Politik verlieren, sondern auch ihren inneren Gesellschaftsvertrag aufkündigen und sich radikal auf den Schutz der eigenen Gesundheit und die Bedürfnisse des 10/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
engsten familiären Kreises konzentrieren, soweit dies nach sozialer Lage und Risikofaktoren möglich ist. Man tut jetzt halt, was man für sich und die eigenen Angehörigen für vernünftig hält; Dritte oder höhere Güter spielen in dieser Gleichung immer seltener eine Rolle. 11/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
Aber es bleibt nicht folgenlos, wenn man diejenigen, die das Prinzip “Solidarität” aus Überzeugung ernst genommen haben, nun fallen lässt wie heiße Kartoffeln, nachdem gesamtgesellschaftliche Kosten geschätzt, Kollateralschäden abgewogen und für vertretbar befunden wurden. 12/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
Im Ergebnis führt diese entpolitisierte Politik der Gleichgültigkeit, des Aussitzens und Nichthandelns, und führt vor allem die Aufgabe des obersten Zweckes des Staates, Schaden von seinen Bürger:innen abzuwenden, zu einem gesellschaftlich fatalen Vertrauens- und 13/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
Legitimitätsverlust, zur Korrumpierung sozialer Beziehungen und einer Unterspülung des Gemeinsinns. Der auf diese Weise forcierte Egoismus der ganz auf sich gestellten Vereinzelten wird uns noch lange verfolgen: 14/
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
Diese Politik gefährdet nicht lediglich die Gesundheit und das Leben vieler Menschen, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Fundamente unseres Gemeinwesens. 15/15
— Daniel Witte (@d_witte1) January 26, 2022
Das sagen andere User:
Diese Politik lässt einen einfach nur sprachlos zurück. Ob sich das verlorengegangene Vertrauen je wieder zurückgewinnen lässt, kann man zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich sagen. Aber während Impfgegnern und Querdenkern alle Aufmerksamkeit der Republik gewidmet wird und ihre Beweggründe in sämtlichen Talkshows thematisiert werden, stehen Eltern und Kinder ungefragt und ungehört vor vollendeten Tatsachen. Selbst wenn sie wollten und nicht Opfer ihrer Ohnmacht wären, ein Protest käme im aktuellen Pandemiegeschehen wahrscheinlich auch zu spät. Ein paar der treffendsten Kommentare und Reaktionen haben wir hier für euch gesammelt.
Ich fühle mich so sehr angesprochen, dass ich mit den Tränen kämpfen muss.
Ich habe immer an diesen Staat, an diese Demokratie geglaubt. Auch wenn ich nicht mit allem einverstanden war, letztendlich war ich mir sicher, dass die Regierung schlimmen Schaden vom Bürger abwendet.
— Bruja 🇪🇦🇺🇸🇳🇱 😷💉💉💉 (@BentsCristin) January 26, 2022
Ich habe das Vertrauen in die Politik in diesen Staat gänzlich verloren. Frustration ist Entsetzen gewichen, mittlerweile ist da auch ganz viel Wut.
Dieser Staat agiert ableistisch, klassistisch und eugenisch
— Bruja 🇪🇦🇺🇸🇳🇱 😷💉💉💉 (@BentsCristin) January 26, 2022
Korrekt. Und die Ampel macht es möglich, dass sich die sozialdarwinistische, neoliberale Great Barrington Declaration regierungsfähig zeigt. Dafür hat man 15 Monate lang Schwurblerinnen unkontrolliert „spazieren gehen“ lassen, um den „Druck von der Straße“ nutzbar zu machen.
— Bodo Krauß – https://chng.it/r2KBRkXc (@Berater_1) January 26, 2022
Danke! Das ist einer der treffendsten Threads, die ich je auf Twitter gelesen habe. Für mich persönlich ist der allumfassende Vertrauensverlust in die Politik genauso schwer auszuhalten wie die Pandemie.
— Victoria Schwartz (@VictoriaHamburg) January 26, 2022
Das Kinder in dieser Gesellschaft keine Rolle spielen,war mir schon immer klar,aber so wenig, dass sie noch nicht mal einen Schutzanspruch in einer Kathastrophe globalen Ausmaßes haben,ist ein Level,dass ich mir bisher nicht vorstellen wollte.
Ich weiß. Naiv.— Goldmarie. Olympisches Gold im Bügelbrett-Surfen (@Goldmar81983101) January 26, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Weil das Thema gerade so wichtig ist, verweisen wir an dieser Stelle noch auf diesen Beitrag hier: