Thread: Das Wichtigste im Leben war Schaffen

Der Satz „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ ist ein bekanntes schwäbisches Sprichwort, das oft verwendet wird, um den Arbeitsethos und die Arbeitsethik im Kapitalismus zu beschreiben. Es impliziert, dass jeder unabhängig von seiner sozialen Herkunft und Abstammung Erfolg und Wohlstand erlangen kann, solange er nur hart genug arbeitet. Dieser Glaube an den sozialen Aufstieg durch harte Arbeit ist jedoch eine der fundamentalsten Lebenslügen des Kapitalismus, die in der heutigen Zeit immer offensichtlicher wird. Ja, wir sprechen von der guten alten „Leistungsgesellschaft“.

Zwar gibt es nach wie vor Menschen, die durch harte Arbeit finanziellen Erfolg erlangen, aber die Realität sieht heutzutage anders aus als noch zu Zeiten der Baby-Boomer. Die Reallöhne stagnieren bzw. sinken sogar in vielen Branchen, während die Kosten für lebensnotwendige Dinge wie Wohnraum, Gesundheitsversorgung, Mobilität und Bildung kontinuierlich steigen. Die Schere zwischen Arm und Reich ist zum San-Andreas-Graben geworden. Hinzu kommen eine Vielzahl negativer Effekte, die mit dem Arbeitsdruck der Wohlstandserzählung einhergehen. Unbezahlte Überstunden, Burnouts, Depressionen, Alkoholmissbrauch oder zerbrechende Beziehungen und Familien. Strukturelle Hindernisse wie Rassismus, Diskriminierung und Stigmatisierung von Armutsbetroffenen finden in diesem Wohlstandsmärchen seltsamerweise keine Erwähnung, obwohl sie offenkundig existieren und den sozialen Aufstieg für viele Menschen unmöglich machen. Man könnte fast meinen, die Aufrechterhaltung von Ungleichheit und sozialer Ungerechtigkeit ist gewollt.

Die Twitteruserin @waschhaus_weide spricht aus, was immer mehr Menschen längst begriffen haben und warum man für die nachfolgenden Generationen im Angesicht katastrophaler Zukunftsaussichten Verständnis haben muss.

Das sagen andere User:

Tja, die Generation Z hat die Lügen des reinen Arbeitsethos durchschaut und strebt stattdessen nach einer ausgewogenen Lebensqualität. Diese Generation hat längst erkannt, dass materieller Wohlstand allein nicht das ultimative Ziel ist und dass es wichtig ist, Zeit für persönliche Entfaltung, soziale Beziehungen, seine Familie und gesellschaftliches Engagement zu haben. Statt sich ausschließlich auf den Erwerb von materiellen Gütern zu konzentrieren, setzen junge Menschen vermehrt auf Flexibilität, Sinnstiftung und Work-Life-Balance. Sie treten für gerechte Arbeitsbedingungen ein, suchen nach neuen Modellen des Wirtschaftens und streben eine Gesellschaft an, in der nicht nur harte Arbeit belohnt wird, sondern in der auch soziale Gerechtigkeit und individuelles Wohlbefinden Priorität haben.

Wenn ihr mögt, hinterlasst uns doch einen Kommentar, wie ihr das Ganze seht. Nachfolgend haben wir ein paar der treffendsten Antworten und Reaktionen der Leserinnen und Leser für euch gesammelt:


Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend dazu hätten wir noch das:

Thread: Das Märchen von der „harten Arbeit“

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