Thread: Autismus und Kommunikation

Manuela Jungkind 13.09.2020, 17:20 Uhr

Wie viele Gespräche habt ihr heute schon geführt?

Ein paar Worte mit den Kolleginnen, ein Kundentelefonat, ein Schnack mit dem Nachbarn, Diskussionen mit den Kindern, eine Bestellung im Buchladen… Je nach Arbeitsplatz und sozialer Vernetzung ist die Gesprächsliste unterschiedlich lang, doch sie wäre noch viel länger, wenn wir uns nicht auf Wortwechsel, sondern alle Arten des Austauschs beziehen würden.

Ein Grundsatz in der Kommunikationswissenschaft lautet: Man kann nicht nicht kommunizieren. Worte sind vielleicht der offensichtlichste Faktor zwischenmenschlichen Austauschs – und nicht immer gelingt es, sie eloquent aneinanderzusetzen. Aber nicht nur Worte übermitteln Informationen. Stimme und Tonlage zeigen unserem Gegenüber schnell, ob wir uns auf einer Wellenlänge bewegen. Mit Gesichtsausdruck und Körperhaltung können wir Drohungen aussenden, ohne ein einziges Wort zu verlieren. Wir nicken einander zu, wir drehen uns voneinander weg, wir wechseln die Straßenseite. Wir kratzen uns am Kopf, wenn wir überfordert sind, runzeln die Stirn, wenn uns etwas verwirrt, atmen schneller, weil uns etwas bewegt. Wir seufzen, blinzeln, kneifen sie Lippen zusammen, nästeln an unseren Fingerkuppen herum, lachen oder räuspern uns.

Das alles gehört zur Sprache und mit all diesen kleinen Eigenheiten senden wir Botschaften nach außen. Selbst ein Telefongespräch ist eine Flut von Informationen, die unser Gehirn verarbeitet. Unter Tausenden von Eindrücken sammelt es die für uns relevanten Inhalte heraus, interpretiert sie, filtert sie, sortiert sie und speichert sie ab.

Aber was ist, wenn genau das schwerfällt? Was bedeutet die These des Philosophen Wittgenstein „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“, wenn jemand Autismus hat und eben nicht in der Lage ist, bestimmte Sprachformen zu interpretieren?

Twitteruserin @Topfritte hat so eine Situation erlebt und mit ihren Followern geteilt.

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