Der telefonisch-ärztliche Bereitschaftsdienst, auch bekannt als Patientenservice, wurde als Hilfestelle eingerichtet für den Fall, dass eure Arztpraxis geschlossen hat. Es geht also um Fälle, bei denen keine Gefahr im Verzug ist und bei denen man nicht unbedingt die Feuerwehr rufen würde. Über die bundesweit einheitliche Telefonnummer 116 117 können so niedergelassene Ärzte vermittelt werden, die Patienten in dringenden medizinischen Fällen ambulant behandeln können. Das ist besonders nützlich an Wochenenden, Feiertagen und nachts. Anrufer landen bei den Leitstellen der kassenärztlichen Vereinigungen. Dort soll medizinisch ausgebildetes bzw. geschultes Personal den Anrufern weiterhelfen und zur nächstgelegenen Anlaufpraxis vermitteln, wo dann die Versorgung stattfindet. Soweit die graue Theorie und die gute Absicht dahinter. Doch wer dort einmal angerufen bzw. es versucht hat, weiß, dass dies alles andere als der Praxis entspricht. Die Twitteruserin @AutZeit hatte kürzlich das (Miss-)Vergnügen dort nachzufragen, wie es denn um einen PCR-Test am Wochenende steht und hat ihre Erfahrungen mit uns in dem nun folgenden Thread geteilt.
Anruf bei der 116 117 wegen Klärung PCR.
Ein Thread.
Ich komme sofort durch. Nach 20 Sekunden. Mein Anliegen: Hausarzt und Gesundheitsamt haben geschlossen, wo und wie kann ich vielleicht sogar am Wochenende einen PCR bekommen? Und wie sollte der Mann sich verhalten?— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
Die Info, dass zwei Schnelltests in Eigenregie positiv waren, gebe ich gleich zu Beginn raus.
„Dann rufen Sie beim Hausarzt oder Gesundheitsamt an.“
Habe ich bereits, wegen WE schon geschlossen. Latente Irritation am anderen Ende. „Ja, dann rufen Sie bitte ein Testzentrum an.“— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
Habe ich. Dort die Info, dass ich nach einer positiven Selbsttestung dort nicht mehr zur offiziellen Schnelltestung (kein PCR) erscheinen dürfe.
Sehr langes Schweigen am anderen Ende. Dann: „Ich verstehe Ihr Problem nicht…“
Okay, noch mal von vorne.— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
Ich habe zwei Selbsttests gemacht. Beide positiv. Möchte, wenn möglich, einen PCR. Gerne auch kommende Woche, eilt nicht. Und ich möchte wissen, was mit dem mit mir im lebenden Haushalt lebenden Mann ist, der ab Montag wieder in Präsenz in seine Klasse muss. „Aaaah!“ macht es.
— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
„Sie wollen einen PCR!“ Ich verkneife mir begeistertes Applaudieren und bestätige emotionslos. „Da rufen Sie bei Ihrem Hausarzt an!“ Kurzes Resignieren meinerseits. Statt Fragen verlege ich mich nun auf paraphrasieren: ich werde also Montag meinen Hausarzt anrufen,…
— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
…der Mann geht derweil arbeiten. Ich isoliere mich, soweit es geht und hoffe, dass es nicht von ihm kam oder er sich nicht angesteckt hat. Richtig? „Nein! Wenn er in Quarantäne ist, darf er nicht raus!“
Hä? Keiner von uns ist in Quarantäne. „Warum wollen Sie dann einen PCR?“— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
Weil mein Schnelltest positiv ist. „Im Testzentrum?“ Nein, so ein Drogerie-Teil. „Ah, ein Testzentrum in einer Drogerie, okay.“
Ich habe den Punkt der Resignation erreicht. Danke, ich weiß jetzt Bescheid. Sie bittet mich,…— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
…alles zu wiederholen, damit sie sichtet ist, dass ich es richtig verstanden habe (Humor hat sie ja). Also: ich rufe morgen meinen Arzt an, da kläre ich alles weitere. „Genau. Und Ihr Mann?“ Auch. „Nein. Da geht es ja um die Schule. Und bei den Kindern zwischen 5 und 15 ist es…
— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
„… so, dass Ja dann die Mama daheim bleiben muss wegen der Betreuung. Deshalb rufen Sie jetzt den Kinderarzt an, sonst stecken Ihre Kinder am Montag ja die ganze Klasse an und das wollen wir ja nicht, nicht wahr?“
Ich, kinderlos, bestätige müde, dass wir das nicht wollen.— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
„Und tragen Sie im Haus immer Maske, damit Sie sich nicht auch anstecken. Was sollen denn die Kleinen ohne Ihre Mami, das wollen wir ja nicht, nicht wahr?“
Ich, kinderlos und angesteckt, bestätige müde, dass wir das nicht wollen.— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
„Habe ich alle Ihre Fragen beantwortet?“
Nein, aber die, wer zum Teufel diese Tante an die Hotline der 116 117 gesetzt hat, traue ich mich nicht mehr zu stellen.
Ist das dieser „Brain fog“ bei Omicron? Ich dachte, das betrifft einen selbst und nicht andere.— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
Und falls ich je daran gezweifelt habe, dass die Menschheit komplett verloren ist: ich hab es jetzt kapiert. Wir sind alle verloren.
— AutZeit (@AutZeit) January 21, 2022
Das sagen andere User:
Wow! Respekt, wer da keinen Puls bekommt. Dieses Telefonat war alles andere als hilfreich. Und da dies offenbar keine Seltenheit ist, haben wir an dieser Stelle die treffendsten Reaktionen und Erlebnisberichte für euch gesammelt.
116117… die Hotline, wo die Verrückten gemacht werden.
oder auch:
Sie wollten immer schonmal Amok laufen, finden aber keinen Grund? Rufen Sie 116117 und schon kann es losgehen!— zynmaster 🔴🔴🔴 (@zynmaster1) January 22, 2022
Ich bin so froh, dass es bei uns einfach ein PCR Testzentrum gibt wo man online einen Termin vereinbaren kann nach positivem Selbsttest oder Warnung in der Corona App. Erspart einem ne Menge Ärger.
— Miss Teriös (@miss__terioes) January 22, 2022
Kenne sowas auch.
Hier hieß es, dass die rote Kachel der CWA nicht aus der Schule sein könne,denn dort sei niemand infiziert.
Sondern vom Schulweg im Bus. Kind fährt aber kein Bus.
Zusätzlich hatte 4 Mitschüler:innen,die neben ihr sitzen eine Benachrichtigung und Lehrkräfte— Liv in Chaos (@chaosimkittel) January 22, 2022
Schritt 1 ist mir schon ein Wunder. War Mal Pflegedienstleitung. Und hatte unter der Nummer meist die Warteschleife. Oft ne Stunde und mehr.
— Rantifa #freeLina (@Rant_ifa) January 22, 2022
Die 116117 ist in fast allen Fällen nutzlos und nur für Leute die zu viel Zeit haben zu gebrauchen. Habe diese Erfahrung auch schon vor Corona gemacht. Endete immer damit, dass ich entnervt aufgegeben habe und den Notruf gewählt habe. Auch wenn es der Bereitschaftsarzt getan hätt
— Barbara Wieteck (@barbara300555) January 22, 2022
Ich lese und muß leider echt lachen😅, so sorry. Habe Ähnliches diverse Male im Umfeld mitbekommen. Keine Ahnung ob diese Leute unter dieser Nummer je geschult wurden, bzw. auf den neuesten Stand gebracht werden.🤷♀️
— Ilona Z. (@Dschampa) January 21, 2022
Na toll jetzt muss ich auch die 116117 anrufen.
Nein, nicht wegen einem positiven Test.
Sondern wegen dem Schleudertrauma den dein Tread beim Kopfschütteln verursacht hat. 😉
— Der mit dem Senf (@DemSenf) January 22, 2022
Kennst du die Känguru-Chroniken. Die ist sicher Teil des asozialen Netzwerks und lebt nach dem Motto: lieber zehn mal nachgefragt, als einmal mitgedacht
— DieSarah (@_Sarahsahara_) January 22, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Zum Thema Hotline-Wahnsinn hätten wir noch das für euch: