Thread: „Als ich gerade geboren war, entdeckten meine Eltern die Anthroposophie“

Manuela Jungkind 16.03.2022, 11:55 Uhr

„Anthroposophie“ ist für uns ein Angstwort. Nicht nur wegen der verstörenden Schreibweise, die einen dazu zwingt, beim Tippen überdeutlich mitzusprechen, sondern insbesondere wegen der Ideologie. Allein der Wikipedia-Artikel lässt vernunftbegabten Lesenden die Haare zu Berge stehen. Auszug gefällig? „Die Anthroposophie versucht, Elemente des deutschen Idealismus, der Weltanschauung Goethes, der Gnosis, christlicher Mystik, fernöstlicher Lehren sowie der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu [Rudolf] Steiners Zeit miteinander zu verbinden. Eine Hauptquelle der anthroposophischen Lehre bildet die okkulte „Geheimwissenschaft“, die Rudolf Steiner nach eigenen Aussagen aus Erforschungen einer für ihn bestehenden geistigen Welt, mit Hilfe von „Hellseherorganen“, erlangt habe.“ Ihr könnt ruhig weiterlesen, aber es wird nicht unbedingt besser.

Leider gilt die unwissenschaftliche Weltanschauung auch heute noch in manchen Kreisen als gesundheitlicher State of the Art. Das ist nicht nur bedenklich, sondern – zumindest in weiten Teilen – grob gesundheitsgefährdend. Insbesondere Eltern, die ihren Kindern den Zugang zu evidenzbasierter Medizin verweigern, Impfungen verteufeln und so Behandlung und Medikation akuter Krankheiten unmöglich machen, erweisen dem Nachwuchs bestenfalls einen Bärendienst. Da ist es auch kein Trost, dass dies aus der Überzeugung geschieht, im besten Sinne des Kindes zu handeln. Twitteruserin @notemmalou wurde seit frühester Kindheit anthroposophisch „behandelt“ und beschreibt ihren Leidensweg, der sie auch heute noch beschäftigt. Wir danken ihr herzlich dafür, dass sie uns an ihren Erfahrungen teilhaben lässt und zur Aufklärung beiträgt.

So reagieren andere User*innen:

Es ist natürlich unmöglich, das Leid zu beziffern, das durch gut gemeinte, aber pseudowissenschaftliche „Behandlungen“ verursacht wurde und wird. Doch in Anbetracht des medizinischen Standards hierzulande ist jede Person, die sich in Folge fehlender sachgemäßer Medizin quälen muss und dabei noch von obskuren „Alternativbehandler*innen“ ausgebeutet wird, zu viel. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene ihre Geschichte erzählen, denn leider ist @notemmalou mit ihren Erfahrungen nicht allein. Wir haben wie üblich ein paar wichtige Kommentare für euch zusammengefasst.


Wenn ihr mehr über die Gefahren wirkungsloser Pseudomedizin lesen wollt, empfehlen wir euch diesen Beitrag:

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