Thread: Abends in der Notaufnahme
Es ist so leicht, angesichts all der erschreckenden und bedrückenden Nachrichten, die aktuell das Tagesgeschehen beherrschen, in Zynismus und Hoffnungslosigkeit zu verfallen. Die Welt zeigt auf so viele Arten ihr hässlichstes Gesicht und mit jeder weiteren schlechten Neuigkeit werden wir tiefer hinabgezogen in die Spirale der innerlichen Erschöpfung, die so viele von uns derzeit belastet. Dabei ist es nicht so, dass gute Nachrichten und Hoffnungsschimmer fehlen. Sie neigen nur dazu, im Alltag unterzugehen oder durch den grauen Äther aus Stress und Hiobsbotschaften nicht bis in unser Bewusstsein vorzudringen. Umso wertvoller und schöner sind für uns die kleinen Highlights, denen wir online wie offline immer wieder begegnen. Zumindest wenn wir es schaffen, die Augen und Herzen offenzuhalten. So wie folgende berührende Begebenheit aus der Zentralen Notaufnahme (ZNA). Vielen Dank für diesen Thread an Twitteruserin @luchau_manuela.
Abends in der zna… ein alter Herr (94J) kommt an die Anmeldung.. seine Frau wurde morgens eingeliefert und er konnte telefonisch niemanden erreichen… die beiden sind seit 62 Jahren verheiratet und noch nie eine Nacht getrennt gewesen… weil er sich solche Sorgen gemacht hat
— zna_perle (@luchau_manuela) March 30, 2022
war er mit dem Rad! hergefahren… eigentlich hätte ich ihm sagen müssen das wir besuchsverbot haben aber ich konnte nicht… habe ihn zu seiner frau gebracht und als die Tür aufging und beide sich sahen und zu weinen begannen und sich in die Arme fielen wurden meine Augen auch
— zna_perle (@luchau_manuela) March 30, 2022
feucht …. Er hat sie ins Bett gebracht und nach einer halben Stunde ist er wieder heimgeradelt . Bedankt hat er sich bei mir mit den Worten: Danke du bist ein gutes Mädchen
Das gute Mädchen weint immer noch vor Rührung bei soviel Liebe 🧡
— zna_perle (@luchau_manuela) March 30, 2022
Das sagen andere User*innen:
Es tut erstaunlich gut, solche Geschichten zu lesen, oder? Hier berührt uns nicht nur die Liebe zwischen zwei Menschen, die jedem gefühlten Trend zum Trotz offenbar Jahrzehnte überdauert, sondern natürlich auch die Tatsache, dass die Herzlichkeit der ZNA-Spezialistin in diesem Ausnahmefall Regeln überwinden konnte und dabei ein Segen für Patientin und Angehörigen war. Wieder mal gilt unser herzlichstes Dankeschön allen medizinischen und pflegerischen Kräften im Krankenhaus und anderen Einrichtungen, die täglich Schicksale bewegen. Auch die User*innen waren sehr dankbar für dieses Erlebnis!
Die Liebe des älteren Herrn zu seiner Ehefrau ist sehr berührend. Man stelle sich das mal vor, in diesem hohen Alter setzt er sich auf seinen Drahtesel, um nach seiner Frau zu schauen & sie ins Bett zu bringen. Beruhigt fährt er wieder heim, auf dem Rad. Danke für .d.Hilfe.😘🌹💞
— ⛵Jen🧜⛱️🦭🌹Frisch geboostert 😘 (@Jen07580751) March 30, 2022
Natürlich nicht auf dem Fahrrad
Hoffentlich noch ein paar Jahre
Die Kollegen haben mir erzählt das er sie heute morgen auch abgeholt hat nach Hause 🥰— zna_perle (@luchau_manuela) March 30, 2022
❤️
😥 Muss grad an ein Patientenpärchen denken, das wir einige Jahre betreut haben, beide > 90. Sie haben immer Händchen gehalten, waren über 70 Jahre verheiratet. So süß 🥰
Als sie starb haben wir uns große Sorgen um ihn gemacht, obwohl er gesund war. Er folgte ihr nach 2 Wochen.😔— ᖴrau_ᑭii 🍮 (@FrauPii) March 30, 2022
Genau das
Man kann nicht immer eine Ausnahme machen, klar. Aber man darf auch nicht gänzlich den Blick für das Wesentliche verlieren.
Danke für so viel Herz ♥️— Ana🕊 (@KukuleleAna) March 30, 2022
So viel Vertrauen
Hatte letztens nen 92jährigen mit STEMI, mental fit, körperlich weniger. Wollte alles. Zum Coro verlegt. Ehefrau angerufen, ihr erklärt, dass sie Situation kritisch ist „Der Kurt macht das schon gut, ich komme später vorbei..“
Pipi in meinen Augen, mitten in der Zentrale.— Gin Fiete (@GinFiete) March 30, 2022
Es sollte mehr Superheld*innen im Kasack geben
Als wir Covid-ITS waren, durften sterbende Pat. Besuch haben. Bei einem Herrn kamen die beiden Kinder. Diese erzählten uns dann, dass die Mutter positiv zu Hause in Quarantäne ist. Sie hätten sie also nicht mal in den Arm nehmen können.
Wir haben uns im Team kurz besprochen und— SchwesterIrgendeine (@Morrigain2) March 30, 2022
den beiden 3 komplette Sätze Schutzkleidung für sich u. die Mutter mitgegeben.
Es war damals aufgrund der Maskenknappheit striktsens untersagt, diese privat o. an Besucher zu verteilen, aber es war uns egal.
So konnten die 3 sich wenigstens in den Arm nehmen u. gemeinsam— SchwesterIrgendeine (@Morrigain2) March 30, 2022
um den Vater bzw. Ehemann trauern.
Wir hätten dafür allesamt eine Abmahnung bekommen können, aber das war es uns wert.— SchwesterIrgendeine (@Morrigain2) March 30, 2022
Wir schließen uns hier an
Dass es Menschen wie dich gibt, die solche Sachen machen, stärkt gerade wieder meinen (in letzter Zeit etwas angeschlagenen) Glauben an das Gute im Menschen. Hast du toll gemacht- und sowas von richtig!!!❤️❤️❤️
— Nannidoc (@NanniDoc) March 30, 2022
Solche Storys sorgen dafür das ich die Hoffnung nicht aufgegeben habe das es noch Gute gibt da draußen. Tolles Mädchen 💚
— Mr. Caregiver (@schlumpinho) March 30, 2022
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