Schröder trifft Putin in Moskau
In Deutschland gibt es wohl keinen Politiker, der enger mit Wladimir Putin verbunden ist als Altkanzler Gerhard Schröder (SPD). Mit ihm verbindet er eine Freundschaft, die bereits seit fast zwei Dekaden anhält und offensichtlich nicht nur politischer, sondern auch privater und geschäftlicher Natur ist. Seit dem Ende seiner Kanzlerschaft ist Schröder nämlich als Anwalt und auch als Wirtschaftslobbyist in Russland tätig. Er nahm einen Posten beim russischen Staatskonzern Gazprom an und wurde Vorsitzender des Aktionärsausschusses von Nord Stream 2. Trotz heftigster Kritik ging Schröder sogar noch einen Schritt weiter und in den Aufsichtsrat des staatlich gelenkten russischen Ölkonzerns Rosneft, der Konzern, der wegen dem Überfall auf die Krim im Jahr 2014 sogar auf der EU-Sanktionsliste steht. Zuletzt war zu hören, es stünde ein neuer Posten im Aufsichtsrat bei Gazprom an.
Ja, die Männerfreundschaft zu Wladimir Putin lässt Schröders Haushaltskasse klingeln. Kritik an seiner Nähe zum Kreml-Chef prallte bis dato vom „Hol mir mal ne Flasche Bier“ Altkanzler ab. Der Überfall auf die Krim, die Kämpfe in den Randgebieten der Ukraine, diverse Giftanschläge auf Regierungskritiker, Gerhard Schröder hat alles abgebügelt, sich als Russland-Versteher und Vermittler inszeniert, der sich nicht distanzieren muss. Sein oft zitierter Satz, Putin sei ein „lupenreiner Demokrat“ scheint ihm aber spätestens jetzt zu einem Mühlenstein geworden zu sein. Denn trotz aller Versuche, sich aus dem Konflikt herauszuhalten, kam er nicht umhin, aufgrund des öffentlichen Drucks kurz nach Kriegsbeginn auf dem Netzwerk LinkedIn eine Kritik „light“ in Richtung Moskau zu schicken, die wohl aber auch für die deutsche Öffentlichkeit bestimmt war. In dieser verurteilte er den Angriff zwar, relativierte aber gleichzeitig auch Russlands Handlungen.
Seitdem sind nun mehr als zwei Wochen vergangen und die Kritik am Altkanzler und der damit verbundene Druck ist täglich gestiegen. Freunde und Kollegen haben sich von ihm distanziert, Ehrenwürden und Auszeichnungen wurden ihm aberkannt, und die SPD tilgte ihn sogar aus der Liste der großen Sozialdemokraten. Selbst seine langjährigen Mitarbeiter und wirtschaftlichen Weggefährten aus Deutschland gaben dem Altkanzler mittlerweile den Laufpass. Vor ein paar Tagen ist Schröder nun zu Gesprächen nach Moskau gereist, um seinen Freund Putin zu treffen. Weder die Bundesregierung noch der amtierende Kanzler Olaf Scholz (SPD) wussten davon. Auch der Kreml selbst wollte die Gespräche nicht kommentieren. Offen bleibt, wie viel Einfluss Gerhard Schröder auf Putin hat oder um was es in dem Gespräch wirklich geht.
Grundsätzlich mag jeder Dialog in der aktuellen Situation nützlich sein. Dass der Altkanzler als unabhängiger Vermittler den Krieg in der Ukraine beenden kann, wäre schon eine kleine Sensation, klingt aber auch irgendwie unrealistisch. Die Inszenierung als diplomatischer Hoffnungsträger samt Ehefrau, die sich auf Instagram als betende Madonna vor dem Kreml ablichten lässt, erscheint eher zynisch und geschmacklos. Sie kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Ehepaar über Jahre hinweg Geld von einem skrupellosen Autokraten angenommen hat, an dessen Händen nicht nur das Blut unschuldiger Ukrainerinnen und Ukrainer klebt. Und so ist die Reise nach Moskau für die Medien und sozialen Netzwerke ein gefundenes Fressen. Wir haben uns auf Twitter umgesehen und ein paar der treffendsten Tweets und Reaktionen für euch zusammengestellt.
#1: Das sahen die Twitteruser allerdings anders (Bild anklicken)
Also ich sage das sonst nie, aber hier ist für mich vielleicht der Punkt erreicht, wo man etwas nicht mehr parodieren kann
— Moritz Hürtgen (@hrtgn) March 10, 2022
#2: Bitte nicht!
Worst case scenario: Sie starten einen Podcast zusammen
— Öffentlich-Rechtliche Memes (@oermemes) March 10, 2022
#3: Wer hilft hier wem?
Mal sehen, ob Wladimir Putin Gerhard Schröder den Arsch retten kann.
— Jan Böhmermann 🤨 (@janboehm) March 10, 2022
#4: Könnte natürlich auch der Grund sein
#Schröder heute zu Besuch bei Putin in Moskau. Wahrscheinlich will er sich sein Gehalt in bar abholen, bevor der Rubel endgültig den Wechselkurs von Klopapier erreicht hat.
— extra3 (@extra3) March 10, 2022
#5: Gott sei Dank nur Satire
+++ EILMELDUNG +++
Gerhard Schröder wird neuer Bürgermeister von Kiew
— TITANIC (@titanic) March 10, 2022
#6: Das erste Treffen lief so
So laufen Schröders Verhandlungen mit Putin
— Fabian Köster (@koesterfabian) March 10, 2022
#7: Unwahrscheinlich, aber theoretisch möglich
Szenario: Schröder besucht Moskau und sagt aus Versehen „Krieg“ im Gespräch mit Putin.
15 Jahre später kann er seine Aufsichtsratsfunktion fortsetzen ⛓️🚨🚓🚔👮
— Tilo Jung (@TiloJung) March 10, 2022
#8: Für einen Gag ist immer Zeit
»Ist das Yoko Ono?«
»Du Trottel! Das ist die Frau von Gerd Schröder!«
»Gerd Schröder spielt bei den Beatles?«
— gallenbitter (@gallenbitter) March 10, 2022
#9: Eventuell geht es auch darum
Verhandlungserfolg für Schröder! Putin stimmt Gehaltserhöhung um 2 Prozent zu #Schroeder https://t.co/F3jxBmuj17
— Der Postillon (@Der_Postillon) March 10, 2022
#10: Knallharte Verhandlungen
Das letzte was du siehst bevor dir gesagt wird dass jetzt mal wieder gut ist mit Angriffskrieg
— Quentin Lichtblau (@LichtblauQ) March 10, 2022
#11: Die perfekte Parodie existiert ni… oh (Bild anklicken)
Ich musste es tun.
— Nicht Chevy Chase (@DrWaumiau) March 10, 2022
#12: Könnte auch ein Grund sein
#Schröder ist in Moskau, um mit #Putin zu sprechen.
Sein Tisch reichte nicht ganz bis Hannover.— ZDF heute-show (@heuteshow) March 11, 2022
#13: Wäre zu schön, um wahr zu sein
Wenn Schröder Putin stoppt, stehen wir alle ganz schön dumm da
— Tim Wolff (@titatimwo) March 11, 2022
#14: Bisschen drastisch, aber irgendwie auch treffend
Wenn Schröder keine tickende Ledertasche bei sich trägt, kann er auch gleich in Moskau bleiben.
— Kim Manuel Künstner (@Lebenskuenstner) March 10, 2022
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! Passend zum Thema hätten wir noch das: