Organspende: Sprechen wir über die Widerspruchslöung
Gedanken, die sich um Tod und Krankheit drehen, schieben wir gerne so weit wie möglich von uns. So menschlich dieser Impuls sein mag, knapp 8.500 Menschen in Deutschland genießen dieses Privileg nicht, sie warten derzeit auf ein Spenderorgan. Diese Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige finden sich in der schwierigen Lage, dass ihr Leben an den Tod einer anderen Person gebunden ist.
Organspende in Deutschland: Entscheidungslösung
Im Jahr 2022 gab es bundesweit 869 Organspenderinnen und Organspender. Das entspricht 10,3 Organspenderinnen und -spendern pro Million Einwohner. Eine erschreckend kleine Zahl, die im europaweiten Vergleich auffällig gering ist. In Spanien etwa liegt der Wert postmortaler Organspenden fast viermal so hoch.
Die Organspende ist nicht nur medizinisch herausfordernd, sondern vor allem ein emotional aufgeladenes Thema. Schnell fliegen Begriffe wie „Organhandel“ und „Ersatzteillager“ durch die Gegend. Dabei sind sowohl die technischen wie auch die formalen Hürden für eine Organtransplantation hoch.
Hirntod als Voraussetzung für die Organentnahme
Auf der Info-Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung heißt es: „Organe können nur Verstorbene spenden, bei denen der Tod unter bestimmten Bedingungen eingetreten ist. Voraussetzung für eine Organspende ist, dass die gesamten Hirnfunktionen unumkehrbar ausgefallen sind. Dieser Zustand ist als Hirntod bekannt.“
Der Hirntod muss durch mindestens zwei Fachärztinnen oder -ärzten unabhängig voneinander bestätigt werden, wobei die Diagnostik besonders aufwendigen Anforderungen unterliegt. Ein Prozess, der zum Teil Tage dauert und selbstverständlich nur eingeleitet wird, wenn sich die Person zu Lebzeiten bereit erklärt hat, ihre Organe nach ihrem Ableben zu spenden, oder deren Angehörige diese heikle Entscheidung für sie getroffen haben, sofern der Wille der oder des Verstorbenen nicht bekannt war.
Was versteht man unter der Widerspruchslösung?
Eine Möglichkeit, die Zahl der Organspenden zu erhöhen und damit viel Leid zu verhindern, stellt die Widerspruchslösung dar. Sie dreht den in Deutschland geltenden Ansatz (Entscheidungslösung) um, dass die Entnahme von Organen nach dem Ableben nur mit Zustimmung möglich ist. Stattdessen gilt jeder automatisch als Organspender – außer man selbst oder Angehörige widersprechen. Doch die Widerspruchslösung ist heiß umstritten. Das zeigt auch der Thread von Intensivpfleger und Autor Ricardo Lange.
Die Widerspruchslösung:
Jeder ist automatisch Organspender, es sei denn, er / sie widerspricht.
So wird man in die Verantwortung genommen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und eine Entscheidung zu treffen.
Das kann Leben retten.
Wie stehst du zu diesem Thema?
— Ricardo Lange (@RicardoLange4) December 21, 2023
Vorbildlich
Organspendeausweis („Alles kann raus“) seit Jahren in der Brieftasche.
Wenn mein Hirn durch ist, dann ist mir der Rest herzlich egal.— Fetter Itt (@MarkusKark) December 21, 2023
Da das mit der Eigenverantwortung und Rücksichtnahme sowie der Empathie nicht weit her ist, musste man wohl diesen Schritt gehen. Führe diese Diskussion grad in der Familie, die glaubt man würde wie einen alten Golf ausgeschlachtet werden.
1/2— 🚦Viche 🇪🇨 🤝🏾🇩🇪 🤝🏾 🇨🇱 (@viche_caminante) December 21, 2023
Konnte schon 3 Spenderausweise verteilen. Hab selbst einen seit ca. 15 Jahren, davor habe ich mir keine Gedanken über dieses Thema gemacht.
2/2— 🚦Viche 🇪🇨 🤝🏾🇩🇪 🤝🏾 🇨🇱 (@viche_caminante) December 21, 2023
Habt ihr schon einen Organspendeausweis?
Der Organspendeausweis ist neben einer Patientenverfügung aktuell die einfachste Möglichkeit zu vermitteln, wie ihr zur Organspende steht. Auf ihm könnt ihr festhalten, ob und welche Organe nach eurem Ableben entnommen werden dürfen – oder exakt das ausschließen. Damit zeigt ihr Verantwortungsbewusstsein und erspart euren Angehörigen nach eurem Ableben diese schwierige Entscheidung. Auf der Info-Seite für Organspende könnt ihr euren Ausweis digital ausfüllen und ausdrucken oder als Plastikkarte bestellen.
Das Befassen mit dem Thema hilft, Ängste abzubauen
Für mich ein Riesen-Dilemma. Rein sachlich kein Problem: Ich bin tot und andere erhalten Teile meines Körpers. Aber bei dem Spendermangel, wird dann vielleicht NICHT erst versucht, MEIN Leben zu retten? Und wenn ich aus dieser Befürchtung heraus ablehne, werde ich vielleicht ->
— Rohe Botschaft (@RoheBotschaft) December 22, 2023
schlechter behandelt? Weil ich kein Spendermaterial bin? Transplantationen bringen viel Geld.
— Rohe Botschaft (@RoheBotschaft) December 22, 2023
So einfach ist das nicht. Man kann nicht einfach die Geräte abschalten. Es gibt sehr strenge Regularien, die von mindestens zwei Medizinern überprüft werden. Und in Deutschland muss der Hirntod gesichert festgedreht werden.
Das geht zum Beispiel nicht durch abschalten der Geräte
— Ricardo Lange (@RicardoLange4) December 22, 2023
Zentrale Register sind aktuell in Planung
Mir wäre eine Befragung, z.B. bei Beantragung des Ausweises, lieber gewesen.
— Demenz-ist-doof.de (@DeDemenz) December 21, 2023
Die Widerspruchslösung gilt bereits in den meisten Ländern Europas
Normal in Ö. Gut so.
— Botoxnotfall (@Botoxnotfall) December 21, 2023
Die eigenen Wünsche zu regeln zeigt Verantwortungsbewusstsein
die gleichen almans die hier „übergriffig“ schreien, sind die ersten, die der ganzen bösen welt die schuld geben, wenn sie krank werden & ein spenderorgan brauchen. jede person hat die chance sich mit dem thema auseinanderzusetzen. dafür gibt es infostellen. werdet erwachsen!
— Yennefer von Vengaboyz (@_alinarrr_) December 21, 2023
Eigentlich ganz einfach
Bin schon lange Vertreter der Widerspruchslösung.
Die Meisten verdrängen das Thema und laden damit in der Schocksituation diese Entscheidung Ihren Angehörigen auf.
Der Instinkt fördert dann eine Ablehnung.Daher: Wer nicht möchte, darf das Hinterlegen.
Der Rest spendet.— Andreas 🫀🫁🔴🎗 (@sl_andreas) December 21, 2023
Scheut nicht vor dem Thema zurück
Habe schon seit Jahren einen Ich-bin-kein-Organspender-Ausweis.
Ob pro oder contra: Wichtig, sich damit zu befassen und eine Entscheidung zu treffen— Lackaffe (@Lackaffe75) December 21, 2023
Mehr über die Widerspruchslösung findet ihr hier: