Neubürger am Osterfeuer
Die Novelle von Heinrich IX aka @drhuch verteilt auf 15 Tweets ist einfach großartig. Aber lest selbst:
"Wir sind ja wegen unserer Kinder herausgezogen. Sie wissen schon, die Feinstaubbelastung."
Neubürger am Osterfeuer. Denen machste nix vor.
Ein Jugendfeuerwehrmann schleppt derweil unauffällig einen 20-Liter-Benzinkanister in Richtung des zündunwilligen Haufens Gartenabfälle.
— Heinrich IX (@drhuch) March 31, 2018
Ich prüfe die Windrichtung. Bei einigermaßen stabiler Wetterlage dürfte ein Großteil des grauschwarzen Rauches über das Neubaugebiet Rehwinkel-West ziehen. Der örtliche Apotheker verhandelt am Handy mit seinem Großhändler.
"Genau. Nochmal zwölf Klinikpackungen Asthmaspray bitte."— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
Aus dem durchnässten Buschberg ragen Balken und Bretter heraus. Es handelt sich dabei um die Reste von Bauer Rudis denkmalgeschützer Scheune. Gegen die kürzlich aufgrund einen kleinen Ungeschicklichkeit ein Mähdrescher gerollt war, was bedauerlicherweise zu ihrem Einsturz führte.
— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
Das Denkmalschutzamt hatte das 1682 erstmals urkundlich erwähnte Gemäuer für erhaltenswert gehalten und den Abriss untersagt. Die zur Sanierung nötigen Millionen hatten sich dann leider im Landeshaushalt nicht gefunden. Das Land hat nun eine Sorge weniger und Rudi zwei Bauplätze.
— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
In Flugzeugen, die zu dieser Zeit Norddeutschland überfliegen, werden die Passagiere routinemäßig durch Ansagen beruhigt. Ja, dort unten läge zwar das sagenumwobene Land Mordor, aber solange die Reiseflughöhe eingehalten wird, bestünde keine Gefahr der Kollision mit Ringgeistern.
— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
Der einzige übrigens, dem es regelmäßig gelingt, auf dem Osterfeuer jemanden abzuschleppen, ist Jungbauer Wolfgang. Sein John Deere ist die letzte Hoffnung aller SUV-Fahrer, deren vormals blitzblanke Gefährte vor dem als Parkfläche ausgewiesenen Matschacker kapitulieren mussten.
— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
Vom Südrand des kokelnden Berges werden vereinzelte Stichflammen gemeldet, die unter Ahs und Ohs der Zuschauer in den regnerischen Nachthimmel schießen. Mir wird klar, wieso nach Malermeister Meyers Tod sein vollgerumpelter Lagerschuppen so schnell wieder vermietet werden konnte.
— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
Sie verstehen nun, warum die Bedienung des bedenklich nahe am Feuer positionierten Schwenkgrills nur Feuerwehrleuten mit abgeschlossener Fortbildung zum Atemschutzgeräteträger anvertraut werden kann. Gehässige Zungen behaupten allerdings, das wahre Gefahrgut läge AUF dem Grill.
— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
Dazu müssen wir kurz auf den August letzten Jahres zurückschwenken, als eine herrenlose, aber wohlgefüllte Tiefkühltruhe auf Bauer Jupps Kuhwiese strandete, nachdem das Flüsschen am Ortsrand kurzzeitig über seine Ufer getreten war. Der Bergungstrupp war dann zeitnah zur Stelle.
— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
Kleinere Unterbrechungen der Kühlkette muss man schon mal in Kauf nehmen, wenn damit ein Beitrag zur Defizitreduzierung bei den hochmotivierten, aber notorisch klammen örtlichen Rettern, Löschern, Bergern und Schützern geleistet werden kann.
— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
Erst im letzten Jahr beispielsweise war es nur mit Mühe gelungen, eine feindliche Übernahme der Jugendabteilung durch die wirtschaftlich potentere Wehr des Nachbarortes zu verhindern. Jeder will sich ja gern mit dem Landesmeister in der Disziplin Löschangriff (trocken) schmücken.
— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
Nachdem es durch den Einsatz von Grillzangen und anderem schweren Gerät aus dem Rüstwagen erfolgreich gelungen ist, die Würstchen am Davonkriechen vom Rost zu hindern, steht dem traditionellen österlichen Doppelangriff auf Atemwege und Verdauungsorgane nichts mehr im Wege.
— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
"Heini, Du hast echt Pech. Heute ist Nordwestwind und dein Haus liegt doch in Richtung Nordwesten. Da kriegst du den ganzen Rauch ab."
Toni ist ein begnadeter Autoschrauber, da kann man über kleinere Bildungslücken auf anderen Fachgebieten hinwegsehen.
Sein Haus liegt südöstlich.— Heinrich IX (@drhuch) 31. März 2018
Der Morgen danach. Die Gunst der Stunde nutzend bringt Schweinezüchter Rainer unter olfaktorischer Deckung der die Norddeutsche Tiefebene dominierenden Röstaromen heimlich eine Ladung Gülle aus. Ein Pärchen Feldhasen unterbricht zutiefst empört seine Familienplanungsaktivitäten.
— Heinrich IX (@drhuch) 1. April 2018
Gemeindepastor Winfried P. bereut gerade zutiefst, dass er, gewissermaßen als kleines Zeichens zivilen Ungehorsams, seinen Bobtail Emil trotz angebrochener Brut- und Setzzeit von der Leine gelassen hat. Übermütig tollt selbiger über das soeben mit Schweineoutput befeuchtete Feld.
— Heinrich IX (@drhuch) 1. April 2018