
Von allen Dächern der seelenlosen Bürokomplexe schallt es: „Work-Life-Balance, Work-Life-Balance!“ Und doch gibt es immer noch sehr große Unterschiede zwischen den verschiedenen Arbeitsauffassungen. Der Generation Z wirft man vor, sie würde nur arbeiten, wenn sie gerade Lust und Zeit hätte. Den Boomern auf der anderen Seite wird nachgesagt, ihre Arbeit wichtiger zu nehmen als alles andere auf der Welt. Die Wahrheit liegt vermutlich wie immer im Graubereich dazwischen. Und doch ist die Tendenz klar. Dank Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten eröffnen sich plötzlich ganz neue Freiheiten und dem einen oder der anderen fällt auf, dass das Leben aus deutlich mehr besteht als nur Lohnarbeit. Diese liegt nämlich nicht nachts schlaflos wach und denkt an den Arbeitnehmer. Und es mag verletzend und entwürdigend klingen, aber jede*r ist ersetzbar. Auch bei Twitteruserin @bleibtZuhause hat sich diese Erkenntnis durchgesetzt und in der folgenden Geschichte erzählt sie, wie sie an diesen Punkt gelangte.
Ich liege im Bett und schaue immer wieder auf die Uhr. Es ist gerade fünf Uhr durch und ich überlege aufzustehen und sehr früh im Büro zu sein. Früher, in einem anderen Leben, so kommt es mir jedenfalls vor, war ich oft die erste und die letzte im Büro. Ich wurde gelobt
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Ich liege im Bett und schaue immer wieder auf die Uhr. Es ist gerade fünf Uhr durch und ich überlege aufzustehen und sehr früh im Büro zu sein. Früher, in einem anderen Leben, so kommt es mir jedenfalls vor, war ich oft die erste und die letzte im Büro. Ich wurde gelobt
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
und viele wichtige Projekte sollten nur von mir begleitet werden. Früher hat mir das unglaublich viel gegeben. Ich war wichtig. Ich war jemand und alle Menschen im Unternehmen wussten genau wer ich war. Ich hatte keine Angst Dinge anzusprechen, positive wie negative.
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
und viele wichtige Projekte sollten nur von mir begleitet werden. Früher hat mir das unglaublich viel gegeben. Ich war wichtig. Ich war jemand und alle Menschen im Unternehmen wussten genau wer ich war. Ich hatte keine Angst Dinge anzusprechen, positive wie negative.
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Ich legte sogar nur all zu oft gerne den Finger in die Wunde. Wenn mir jemand sagte was bei uns nicht lief leugnete ich es auch nicht, ich habe nie versucht so zu tun als ob wir innerhalb der Organisation rund liefen. Es gab immer Dinge die wir besser machen konnten.
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Ich legte sogar nur all zu oft gerne den Finger in die Wunde. Wenn mir jemand sagte was bei uns nicht lief leugnete ich es auch nicht, ich habe nie versucht so zu tun als ob wir innerhalb der Organisation rund liefen. Es gab immer Dinge die wir besser machen konnten.
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Doch all der Erfolg, all die Ansprüche, die Erwartungen von außen wie von mir selbst haben mich gar nicht glücklich gemacht wie ich dachte. Ich habe mich selbst kaputt gemacht. Weil ich immer mehr brauchte, mehr Aufmerksamkeit von Führungskräften, immer mehr Lob wie viel ich
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Doch all der Erfolg, all die Ansprüche, die Erwartungen von außen wie von mir selbst haben mich gar nicht glücklich gemacht wie ich dachte. Ich habe mich selbst kaputt gemacht. Weil ich immer mehr brauchte, mehr Aufmerksamkeit von Führungskräften, immer mehr Lob wie viel ich
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
stemmen konnten und jede Grenze habe ich selbst an mir gesprengt fur ein weiteres Lob von außen. Doch innen drin war ich leer. Klar, ich verdiente gut, wobei sie mich da auch beschissen hatten. Ich war jemand aber um so mehr ansehen ich in der Firma hatte um so mehr
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
stemmen konnten und jede Grenze habe ich selbst an mir gesprengt fur ein weiteres Lob von außen. Doch innen drin war ich leer. Klar, ich verdiente gut, wobei sie mich da auch beschissen hatten. Ich war jemand aber um so mehr ansehen ich in der Firma hatte um so mehr
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
wusste ich gar nicht mehr was ich außerhalb der Firma hatte. Und dann fiel ich um. Ich weinte tagelang und fragte mich immer wieder, wieso, wieso bin ich nicht glücklich? Wieso hält das Gefühl nicht an wenn sie alle sagen, wie toll ich sei und mein Job niemand besser
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
wusste ich gar nicht mehr was ich außerhalb der Firma hatte. Und dann fiel ich um. Ich weinte tagelang und fragte mich immer wieder, wieso, wieso bin ich nicht glücklich? Wieso hält das Gefühl nicht an wenn sie alle sagen, wie toll ich sei und mein Job niemand besser
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Machen würde als ich?
Ich weiß es doch.
Aber all das fühlte ich nicht. Ich hatte das Gefühl ich lüge für diesen Erfolg. Ich würde durchrutschen und Glück haben. Ich sah meine harte Arbeit nicht.
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Machen würde als ich?
Ich weiß es doch.
Aber all das fühlte ich nicht. Ich hatte das Gefühl ich lüge für diesen Erfolg. Ich würde durchrutschen und Glück haben. Ich sah meine harte Arbeit nicht.— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Und dann bin ich ausgestiegen. Ich gab die Führung auf. Ich reduzierte meine Stunden. Ich zog jeden Tag nur noch tshirt und jeans an statt Kleidern und Blazern. Ich schminkte mich nicht mehr und habe losgelassen. Ich begann meine Therapie.
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Und dann bin ich ausgestiegen. Ich gab die Führung auf. Ich reduzierte meine Stunden. Ich zog jeden Tag nur noch tshirt und jeans an statt Kleidern und Blazern. Ich schminkte mich nicht mehr und habe losgelassen. Ich begann meine Therapie.
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Und jetzt wenn ich weiß, aus einer Abteilung mit 5 Kollegen werden heute nur 2 da sein, denke ich mir, oh ich muss aber und dann fällt es mir wieder ein. Die leere in mir, die Verzweiflung und dass niemand da war als ich fiel, ich fiel unaufhörlich und es interessierte
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Und jetzt wenn ich weiß, aus einer Abteilung mit 5 Kollegen werden heute nur 2 da sein, denke ich mir, oh ich muss aber und dann fällt es mir wieder ein. Die leere in mir, die Verzweiflung und dass niemand da war als ich fiel, ich fiel unaufhörlich und es interessierte
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
niemanden in der Firma. Jetzt kann ich mich noch mal umdrehen, ich werde heute im Büro sein. Ich werde wahrscheinlich auch länger machen aber ich werde nicht die erste und die letzte sein. Das Stück kenne ich schon, es gefiel mir nicht. Ich bin aufgestanden und gegangen.
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
niemanden in der Firma. Jetzt kann ich mich noch mal umdrehen, ich werde heute im Büro sein. Ich werde wahrscheinlich auch länger machen aber ich werde nicht die erste und die letzte sein. Das Stück kenne ich schon, es gefiel mir nicht. Ich bin aufgestanden und gegangen.
— Die_Brine (@bleibtZuhause) October 16, 2023
Kommentare und Reaktionen:
Wir wissen nicht, wie es euch geht, aber wir alle hatten schon mal einen Job, für den wir weit mehr getan haben, als wir eigentlich gemusst hätten, ohne dass es uns jemand gedankt hat. Und dass wir damit nicht alleine stehen, zeigen auch die Kommentare der anderen User*innen, die durch die Bank zustimmend auf diese Geschichte reagieren.
Manchmal erfordert es Disziplin, pünktlich Feierabend zu machen
Ich bin oft die erste im Büro, weil ich die Ruhe genieße wenn noch keiner da ist und ich in Ruhe arbeiten kann.
Aber dafür bin ich außer an einem Tag, auch die erste die Nachmittags pünktlich geht.
— ☃️❄Mina❄☃️ GER VTuberin (@Minarella__) October 16, 2023
Ich bin oft die erste im Büro, weil ich die Ruhe genieße wenn noch keiner da ist und ich in Ruhe arbeiten kann.
Aber dafür bin ich außer an einem Tag, auch die erste die Nachmittags pünktlich geht.
— ☃️❄Mina❄☃️ GER VTuberin (@Minarella__) October 16, 2023
Wer dankt es ihr?
Ich kann dich nur zu deiner Entscheidung beglückwünschen. Ich habe ein Leben wie du gelebt, bis ich mit 46 Jahren zusammenbrach. Heute, 20 Jahre später, sehe ich die Dinge anders. Frau definiert sich über die Arbeit, aber das dankt dir niemand. LEBE, bevor es zu spät ist.
— Anjuli (@BrandtnerAngela) October 16, 2023
Ich kann dich nur zu deiner Entscheidung beglückwünschen. Ich habe ein Leben wie du gelebt, bis ich mit 46 Jahren zusammenbrach. Heute, 20 Jahre später, sehe ich die Dinge anders. Frau definiert sich über die Arbeit, aber das dankt dir niemand. LEBE, bevor es zu spät ist.
— Anjuli (@BrandtnerAngela) October 16, 2023
Manche Erkenntnis braucht Zeit
ja, es ist erstaunlich wie lang man z.t. braucht um zu erkennen… die welt dreht sich auch ohne einen weiter und man lebt auch ohne all die Beachtung… sogar besser in meinen Augen
— salty-sven (@saltysvenhh) October 16, 2023
ja, es ist erstaunlich wie lang man z.t. braucht um zu erkennen… die welt dreht sich auch ohne einen weiter und man lebt auch ohne all die Beachtung… sogar besser in meinen Augen
— salty-sven (@saltysvenhh) October 16, 2023
Lehren aus dem Studium
Danke für diese Offenheit. Ich hatte es während des Studiums ähnlich: war dabei in fast jedem Gremium oder Projekt. Eigentlich nicht für Lob, sondern weil jemand es ja tun muss. Irgendwann kamen private Probleme hinzu. Overload. Bin eigentlich nur dank der Mitstudis und einer /1
— Kor To (@lubimui) October 16, 2023
Danke für diese Offenheit. Ich hatte es während des Studiums ähnlich: war dabei in fast jedem Gremium oder Projekt. Eigentlich nicht für Lob, sondern weil jemand es ja tun muss. Irgendwann kamen private Probleme hinzu. Overload. Bin eigentlich nur dank der Mitstudis und einer /1
— Kor To (@lubimui) October 16, 2023
Vielzahl Krankschreibungen durchgekommen. Für eine Methode bin ich heute noch dankbar: Aufschreiben, wo ich aktiv war, Zeitfaktor aufschreiben, abgleichen mit den Dingen, die ich tun will (die mir gut tun), und für die (als Ziel) ein Zeitfaktor festlegen und darauf hinarbeiten /2
— Kor To (@lubimui) October 16, 2023
Vielzahl Krankschreibungen durchgekommen. Für eine Methode bin ich heute noch dankbar: Aufschreiben, wo ich aktiv war, Zeitfaktor aufschreiben, abgleichen mit den Dingen, die ich tun will (die mir gut tun), und für die (als Ziel) ein Zeitfaktor festlegen und darauf hinarbeiten /2
— Kor To (@lubimui) October 16, 2023
sowie die Erkenntnis: Engagement für andere geht nur, wenn man vorher für sich selbst engagiert ist.
— Kor To (@lubimui) October 16, 2023
sowie die Erkenntnis: Engagement für andere geht nur, wenn man vorher für sich selbst engagiert ist.
— Kor To (@lubimui) October 16, 2023
Wertschätzung gibt es nur im richtigen Leben
Dank? Du wurdest bezahlt und das muss reichen. 40 Jahre gut gearbeitet sind keinem aufgefallen, der kleinste Fehler wird aber sofort bemerkt. Da muss man Konsequent sein. Es ist nur der Job, das richtige leben findet draußen statt, bei Menschen die einen wirklich schätzen wollen.
— Sven (@sven0403) October 16, 2023
Dank? Du wurdest bezahlt und das muss reichen. 40 Jahre gut gearbeitet sind keinem aufgefallen, der kleinste Fehler wird aber sofort bemerkt. Da muss man Konsequent sein. Es ist nur der Job, das richtige leben findet draußen statt, bei Menschen die einen wirklich schätzen wollen.
— Sven (@sven0403) October 16, 2023
Gespenst oder Skelet, das ist hier die Frage: