Die Tafeln in meiner Heimatstadt

Die Tafeln in meiner Heimatstadt: In meiner Heimatstadt hat die Tafel ein neues Angebot ins Leben gerufen: Einmal pro Woche gibt es für Menschen mit geringem Einkommen (aber auch für alle anderen) ein gemeinsames Kaffeetrinken. Für einen Euro werden Kaffee und Kuchen serviert – aber vor allem Gesellschaft. Das Angebot wird unglaublich gut angenommen. Viele der Gäste erzählen, dass sie natürlich mit Armut kämpfen – aber mindestens genauso mit Einsamkeit. Denn Armut isoliert.

Das schönste Geschenk an die Tafeln wäre bekanntermaßen, wenn sie überflüssig wären. Denn die gemeinnützige Hilfsorganisation mit ihren vielen Unterorganisationen ist kein Hobby und keine Beschäftigungstherapie für Gelangweilte. Sie schließt eine Lücke in unserem System, durch die viele Menschen fallen. Denn es ist kein großes, aber dafür umso hässlicheres Geheimnis, dass in diesem reichen Land viele Menschen arm sind.

Wer Armut als Zahl auf dem Konto abtut, der hatte ganz offensichtlich großes Glück im Leben, denn ein Leben in ständiger finanzieller Sorge ist ein permanenter Spießrutenlauf. Wer arm ist, nimmt nicht am gesellschaftlichen Leben teil. Kein Cafébesuch. Keine Busfahrt. Kein spontanes Brötchen, während man unterwegs ist. Kein Museums- oder Kinobesuch. Keine Geschenke für geliebte Menschen. Keine Bücher oder Zeitungen. Denn Teilhabe und oft sogar  der Aufenthalt an bestimmten Orten sind regelmäßig an Konsum gebunden. Schlimmer noch: Wer es dauerhaft gewohnt ist, außen vor zu sein, verliert seine Stimme und droht zu vereinsamen. Denn in einer Welt, in der Menschen nur so viel wert sind wie das Kapital, das sie mitbringen, ist Armut ein Garant für gesellschaftliche Ignoranz.

Umso wichtiger, dass die Tafeln oftmals nicht nur benötigte Lebensmittel verteilen, sondern auch Teilhabe ermöglichen. Dies zeigt auch die Beobachtung der Threads-Userin @bette.frost.

In meiner Heimatstadt hat die Tafel ein neues Angebot ins Leben gerufen: Einmal pro Woche gibt es für Menschen mit geringem Einkommen (aber auch für alle anderen) ein gemeinsames Kaffeetrinken. Für einen Euro werden Kaffee und Kuchen serviert – aber vor allem Gesellschaft. Das Angebot wird unglaublich gut angenommen. Viele der Gäste erzählen, dass sie natürlich mit Armut kämpfen – aber mindestens genauso mit Einsamkeit. Denn Armut isoliert. 1/4

Wer wenig Geld hat, kann sich vieles nicht leisten, was für andere selbstverständlich ist. Ein Kaffee in der Stadt, ein Kinobesuch oder ein Essen mit Freund*innen. Wer darauf immer wieder verzichten muss, zieht sich oft zurück – nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch aus Scham.
Doch: Einsamkeit betrifft nicht nur Menschen in Armut. Sie zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. 2/4

Der ältere Nachbar, der kaum noch Besuch bekommt. Die Kollegin, die in der Pause immer alleine sitzt. Der Vater, der nach der Trennung um Anschluss kämpft. Einsamkeit hat viele Gesichter – und oft bleibt sie unsichtbar.
Vielleicht können wir alle ein bisschen mehr tun, um das zu ändern. Jetzt, wo die Tage wieder länger werden, vielleicht mal ein Wort mit dem Nachbarn wechseln, wenn man sich draußen begegnet. Jemanden in der Mittagspause ansprechen. Alte Freund*innen mal wieder anrufen. 3/4

Kleine Gesten können viel bedeuten. Ein freundliches Wort, eine Einladung zum Spaziergang, ein Moment echter Aufmerksamkeit – all das kann ein erster Schritt aus der Einsamkeit sein. Vielleicht sehen wir einander in diesem Jahr ein bisschen mehr. Und vielleicht wird die Welt dadurch für einige ein kleines Stück weniger einsam. 4/4

Reaktionen und Kommentare:

Tolle Aktion! Das Problem zu erkennen, ist ein Schritt. Ein Projekt ins Leben zu rufen, weitaus schwieriger. Deshalb möchten wir ganz klar unsere Bewunderung für solche Aktionen aussprechen! Wenn wir beginnen, unseren gesellschaftlichen Reichtum nicht mehr am Bruttoinlandsprodukt zu messen, sondern am Lebensstandard unserer Ärmsten, hätten wir vielleicht ein besseres Bild von den realen Problemen. Auch die Leserinnen und Leser dieses Threads hatten so ihre Gedanken zum Thema.

Was Bernhard sagt!

Ich hatte gerade wieder Tränen in den Augen, denn ich habe mich an vielen Stellen wiedergefunden. Leider. 🥺
Letzter Urlaub? Über 20 Jahre her
Letztes Konzert? 09/22
Letzter Kinobesuch? 🤷‍♂️
Letzte Party? 🤷‍♂️
Wenn du einsam bist, kaum Geld hast, Freunde nicht vorhanden sind und dein häufigster Kontakt zu anderen Menschen der zu den MA im Supermarkt ist, dann macht das alles nicht wirklich viel Spaß. Willkommen in meinem Leben. 🥺

Wo bleibt da der Mensch?

Wir brauchen halt nicht nur in Sachen Finanzen mehr sozialen Ausgleich, wir bräuchten auch wieder mehr soziale demokratische Infrastruktur...
Unsere Welt ist fast nur noch auf Arbeit, Mobilität und Konsum fixiert...

Fühlen wir

Ja, Armut isoliert tatsächlich sehr zuverlässig und gründlich.
Ausgiebig für euch getestet.

Diese Projekte brauchen wir

Bei uns im Ort gibt es einmal im Monat ein Frühstück und einmal im Monat ein Mittagessen. Kommen kann jeder ( mit Anmeldung) und jeder Zahl soviel wie er kann.

Danke an alle helfenden Hände

Sehr coole Aktion!! Möge sie noch lange bestehen können!

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