Achtung, dieser Beitrag behandelt Todesfälle und Suizide. Bitte lest nicht weiter, wenn euch diese Themen belasten.
Der Tod ist für keinen von uns leicht, auch wenn er zum Leben dazu gehört. Das Abschiednehmen kann eine tiefgreifende und nachdenkliche Erfahrung sein, auch bei Menschen, zu denen wir keine echte Bindung aufgebaut haben. Täglich begegnen wir zahllosen Gesichtern, wir teilen Aufzüge, Straßen, Arbeitsplätze und Nachbarschaften und doch bleibt oft so wenig Raum für wahre Verbindungen. Doch wenn wir von einem dieser Menschen Abschied nehmen müssen, sei es durch einen tödlichen Unfall, eine Krankheit oder durch Suizid, wird uns schmerzhaft bewusst, dass hinter der anonymen Fassade ein Leben voller Geschichten und Emotionen verborgen war. Wir begegnen Kollegen, die jeden Morgen denselben Kaffee trinken, Nachbarn, die ihre Zeitungen am selben Tag wie wir herausnehmen, oder flüchtigen Bekanntschaften, die wir lediglich vom Sehen her kennen. Oberflächlich scheint alles okay zu sein – doch der Schein kann trügen. Der Abschied von solchen Menschen, besonders wenn er aufgrund von Selbstmord geschieht, bringt eine Vielzahl von Gefühlen mit sich. Trauer, Schuld, Verwirrung und eine unendliche Menge an unbeantworteten Fragen. Warum? Hätte ich etwas tun können, um zu helfen?
Es ist wichtig zu akzeptieren, dass der Umgang mit dem Verlust eines Menschen, den wir zwar nicht gut kannten, aber dennoch in unserem Leben präsent war, auch eine legitime und berechtigte Trauer verursachen kann. In diesen Momenten können wir auch unsere Empathie für andere stärken, indem wir uns bewusst machen, dass wir nie vollständig wissen, was in den Herzen und Köpfen der Menschen vor sich geht. Das Gedenken an diese Personen, sei es durch ein stilles Gebet, das Entzünden einer Kerze oder das Erzählen von Geschichten über sie, kann uns helfen, unseren Frieden zu finden. Wir können uns daran erinnern, dass jeder Mensch, selbst derjenige, den wir nur flüchtig kannten, auf seine eigene Weise ein Teil unseres Lebens war und Spuren in unseren Herzen hinterlassen hat. In diesen Augenblicken des Abschieds und Gedenkens können wir auch die Gelegenheit nutzen, über unsere eigenen Beziehungen und Verbindungen nachzudenken.
Der Twitteraccount von @_Bestattung hat dazu ein Beispiel gepostet, das von der Community diskutiert und kommentiert wurde. Wir haben ein paar der treffendsten Reaktionen hier für euch gesammelt.
Cn Suizid
Eine junge Frau hat sich in ihrer Wohnung das Leben genommen. Die Nachbarn kannten sie nur flüchtig. Ein paar Tage später hängt ein Zettel im Flur: „Heute Abend gedenken wir xy. Kommt mit einer Kerze um 20 Uhr in den Garten! Die Hausgemeinschaft“
— Thanatos Bestattung (@_Bestattung) September 9, 2023
Man kann nicht in die Köpfe und Herzen schauen
Ein Freund meiner Kinder hat sich auch das Leben genommen.Mein älterer Sohn wollte noch bei ihm übernachten.Aber Freund meinte, ich geb dir taxigeld fahr nach Hause. Er war gut drauf. Sie hatten im Club gefeiert. Am nächsten Morgen war er tot.Die Depression hat viele Gesichter
— Sandra (@brz_sandra) September 10, 2023
Bisschen hart, oder?
Mit solchen überschäumenden Gesten geheuchelter Betroffenheit, machen sie sich wichtig und glauben, sich von ihrer Oberflächlichkeit u Gleichgültigkeit freikaufen zu können. So etwas widert mich an!
— HrDingsMitHund (@HrDingsMitHund) September 10, 2023
Traurig und bedauerlich
Das geht ans Herz. Schade, hat sie die tollen Menschen nicht gekannt.
— Bregy Elise (@Dialogin49) September 10, 2023
Der zweite Satz ist der entscheidende
Ich lasse hier auch oft ein Herz bei Menschen, die ich quasi gar nicht kenne.
Ich kann an einer menschlichen Geste nichts Schlechtes sehen.Man kann auch Menschen, die man jeden Tag intensiv um sich hat, nicht immer vor einem Suizid bewahren. Wer will da urteilen.
— SommerImNorden 📯 @bsky.social 🌻☔🌈 💙💛♀️💚 (@sommerimnorden) September 10, 2023
Sollten wir alle etwas offener sein?
Ich wohne seit 23 Jahren und damit als längste in einem 7 ParteienHaus….Ich hab mich beim Einzug noch bei jeder/m NachbarIn vorgestellt…Niemensch danach hat das getan…Ich halte das für einen Erziehungsfehler…
— Erde&Sand (@ErdeSand) September 10, 2023
Genau das
Es kann viele Gründe geben, weshalb die Nachbarn sie nur flüchtig kannten. Dass sie ihr aber so gedenken find ich wirklich schön & zeigt, dass wir nicht völlig in einer Ich-Gesellschaft leben & Menschen Anteil nehmen
— ☠Kitty MacRoach☠ (@RoachKitty) September 10, 2023
Vielleicht hatte sie auch eine Sozialphobie
Man sollte nicht den Stab über diese Hausgemeinschaft brechen. Vielleicht hat die junge Frau den Kontakt gemieden. Der Aufruf zum Gedenken kann vielleicht helfen, in Zukunft mehr Gemeinschaft zu pflegen.
— Monika M.🔴🇺🇦Benji🌈+ Molly🌈+ Fesy🌈+ Pandi🌈 (@m_fesy) September 10, 2023
Warum muss man das so negativ sehen?
Vorwand um sich als ach so tolle Hausgemeinschaft zu präsentieren?! Fühlt sich einfach falsch an.
— Borussin_1991 (@borussin_1991) September 10, 2023
Ignoranz ist viel Schlimmer
Bester Umgang, Suizid, den Tod allgemein, unter den Teppich zu kehren ist die schlechteste Idee.
— MaDameReal (@TnkRat) September 10, 2023
Eine Geste des Respekts
Unser alter alleinstehender Änderungsschneider aus Persien ( damals hieß es noch so) ist auch verstorben. Vor seinem Laden haben viele Menschen Blumen und Karten hinterlassen. #Rixdorf Es sit berührend, denn fast alle im Kiez kannten ihn.
— Rixdorf-Guerilla : Falschblech hat keine Chance (@neuzugang19) September 10, 2023
Möglich ist das
So ähnlich hab ich das im Bekanntenkreis-Haus auch mitbekommen. Sie wohnte erst kurz da, trotzdem haben die Hausbewohner im Flur Blumen und Karten aufgestellt. Vielleicht hat es denn Eltern, die dann kamen, ein bisschen geholfen.
— andrea (@kwendelhirsch) September 9, 2023
Wichtiger Punkt in der Diskussion
Das Abschiedsritual ist für die Menschen, die zurückbleiben, nicht für die Toten.
Der Tod hat sie aus dem Alltagstrott geholt, sie wachgerüttelt.
Für einige Zeit werden sie wachsamer durchs Leben gehen, bis der Alltag sie zurückholt. Lass ihnen das.— Punkt (@FriesJudith) September 10, 2023
Punkt
Ich finde, dass ist eine anrührende Geste der Hausgemeinschaft, als wenn empathielos gleich zur Tagesordnung übergegangen wird. Auch, wenn man sich nicht gekannt hat – da ist ein Mensch, der für sich leider keinen Ausweg mehr gesehen hat, von der Erde verschwunden.#Suizid
— ManuelaWillAllesWissen (@alles_will) September 10, 2023
Wenn ihr noch könnt, schaut doch hier noch rein: