5 Millionen und eine Studie, die keiner braucht
Das politische Kasperletheater in der Debatte um §218 und §219a wird immer absurder. Nein wir reden hier nicht über den unsäglichen Kompromiss, der eigentlich keiner ist und auch nicht über Philipp Amthors Auftritt bei Anne Will.
Politisch ist der Drops um das sogenannte Werbeverbot für Abtreibungen eigentlich fast schon gelutscht. Das Kabinett hatte dem überarbeiteten Gesetzentwurf zur Reform des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche letzte Woche zugestimmt. Die Union hat sich wiedereinmal durchgesetzt. Die SPD, die um des Koalitionsfriedens Willen dem Kompromiss zugestimmt hatte, hofft noch durch eine Bundesrats-Initiative mit Hilfe der Oppositionsparteien das Steuer herumreißen zu können. Eine generelle Kurskorrektur scheint jedoch nicht in Sicht.
Viele hoffen, dass Kristina Hänel, die Gießener Allgemeinmedizinerin mit der die Debatte öffentlich begann, hier mit ihrem Gang zum Bundesverfassungsgericht eher Erfolg haben wird.
Und unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn? Der erhält indessen für eine umstrittene Studie zu den seelischen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen 5 Millionen Euro extra aus dem Bundeshaushalt. Umstritten ist sie deshalb, weil es schon jede Menge andere Studien zu dem Thema gibt und weil das Geld womöglich an anderer Stelle besser aufgehoben wäre. Kritiker befürchten indes, dass hier eine Studie für die Gegner in Auftrag gegeben wurde.
Wir haben nicht nur die treffendsten Tweets gesammelt, sondern stellen euch auch den Thread bereit, in dem alle bekannten Studien verlinkt sind und die aufzeigen, warum die neue Studie überflüssig ist. Ach ja und, weil man es nicht oft genug sagen kann: §219a muss weg!
#1:
Ich brauche bitte 5 Millionen für eine Studie darüber, dass es UNBEQUEMER ist, nachhaltig zu leben und den Planeten nicht zu zerstören.
— Marina Weisband (@Afelia) February 11, 2019
#2:
5 (fünf!) millionen euro, die einfach mal komplett verbrannt werden, weil frauenhass, (rassistische) körperpolitik und religiöser fundamentalismus wichtiger sind als wissenschaftliche fakten und menschenrechte.
— anne wizorek 💁♀️🌈 (@marthadear) February 11, 2019
#3:
Wir hätten dann auch gern mal 5 Millionen. Für eine Studie, wie viele rechtsradikale Anschläge man ignorieren muss, bis die mal aufhören.
— Verfaschungsschutz (@bundesamtfvs) February 11, 2019
#4:
Frauenhäuser sind voll in Niedersachsen, Bayern, NRW… Jährlich müssen Helfende tausende Frauen abweisen, die zu Hause verprügelt & vergewaltigt werden.
Jetzt: 5 Mio für eine Studie, die es schon mehrfach gibt. Über seelische Belastung – durch Abtreibunghttps://t.co/TU31p6zuzU
— Anett Selle (@anettselle) February 10, 2019
#5:
Eigentlich müsste es natürlich heißen: „Spahn bekommt fünf Millionen Euro für Quatschstudie zu Abtreibungen, deren Grundannahmen mehrmals widerlegt wurden.“ https://t.co/11kCZz2fwL via @SPIEGELONLINE
— Eva “Ich bin sehr müde” Horn (@habichthorn) February 10, 2019
#6:
Für 5 Millionen Jens Spahn eine Gebärmutter reinoperieren und dann kann er alle Babys austragen, die abgetrieben werden sollten.
— Kirsten Fuchs 🦊 (@kirsten_fuchs_) February 10, 2019
#7:
Ein Gesundheitsminister, der 5 Millionen Euro dafür bekommt, dass er mit einer Studie verifizieren kann, was seit Jahrzehnten sowieso alle wissen – dass Schwangerschaftsabbrüche kein Spaß sind? #welcome2019
— Florian Schroeder (@Schroeder_Live) February 11, 2019
#8:
"Herr Spahn, wie viele Millionen ist Ihnen eine Abtreibungsstudie wert, die es schon mehrfach gibt und die keiner braucht?"
— Nicht Chevy Chase (@DrWaumiau) February 11, 2019
#9:
Finanzberatung mit Jens Spahn: Unser Gesundheitsminister findet es sinnvoll, 5 Millionen Euro für eine Abtreibungs-Studie auszugeben, die es schon gibt. Wir erinnern uns: Das ist der gleiche Jens Spahn der findet, dass Hartz IV (416 Euro/Monat) nichts mit Armut zu tun hat.
— BR_quer (@BR_quer) February 11, 2019
Thread:
Lieber @jensspahn @CDU, ich habe mir mal die Mühe gemacht, Ihnen Studien aufzulisten, die a) die seelischen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen untersuchen und b) die seelischen Folgen & sozio-ökonomischen Umstände von Frauen untersuchen, denen eine Abbruch untersagt wurde
— Diana Krebs (@Diana_Krebs) February 10, 2019
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Eine US-Studie aus dem Jhr 2015: Mehr als 95 % der Frauen, die eine Schwangerschaftsabbruch haben vornehmen lassen, bereuten diese Entscheidung nicht. Lediglich 5% der Frauen gaben an, sich schuldig, traurig oder wütend zu fühlen. https://t.co/kUm7jkfTQL
— Diana Krebs (@Diana_Krebs) 10. Februar 2019
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Eventuell hilft es Ihrem Assistenten, sich die Tweets unter #ShoutYourAbortion durchzulesen. Frauen wurden 2015 auf Twitter aufgefordert, über ihre Abtreibungserfahrungen zu berichten. Über das Ergebnis berichtete der NewYorker: https://t.co/fvTEZJBNEI
— Diana Krebs (@Diana_Krebs) 10. Februar 2019
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Wie sich Frauen fühlen, wenn sie Schwangerschaften unfreiwillig austragen müssen, darfür trägt David A. Grimes in der Huffington Post Forschungsergebnisse aus u.a. den USA, Schweden und Tschechien zusammen. Spoiler alert: No happy ending https://t.co/DEw30MJ0fV
— Diana Krebs (@Diana_Krebs) 10. Februar 2019
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Diana Greene Foster et al. haben die sozioökonomischen Folgen von Zugeständnis versus Verweigerung von Abtreibung untersucht. Spoiler alert: auch kein happy ending: „women denied abortions who gave birth had higher odds of poverty 6 months after denial „https://t.co/qLyG4jBqcF
— Diana Krebs (@Diana_Krebs) 10. Februar 2019
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In einem Positionspapier hat das Global Doctors for Choice Network ebenfalls die Folgen einer zwangsfortgeführten Schwangerschaft untersucht, weltweit. Ein happy ending gibt es nur im katholischen Sinne: Die Mutter ist der Arsch.https://t.co/g4diahXYqd
— Diana Krebs (@Diana_Krebs) 10. Februar 2019
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@jensspahn Hören Sie Frauen zur Abwechslung mal zu, lesen Sie die Studien, treffen Sie sich auch mal mit Frauen ausserhalb der katholischen Pro-Life-Teegruppe, relativeren Sie Ihr Bild von der Frau als unmündiges Austragungsgefäß. Dafür reichen die 5 Mio locker! #219amussweg
— Diana Krebs (@Diana_Krebs) 10. Februar 2019